Film und TV

Keine Hochzeit in Amalfi

Nach dem Oscar-Triumph für ihr Sozialdrama „In einer besseren Welt“ drehte Susanne Bier mit Pierce Brosnan die romantische Komödie „Love Is All You Need”.

Von Peter Angerer

Innsbruck –Nach beinahe zwei Stunden von Susanne Biers neuem Film „Love Is All You Need” sagt der Anstreicher Leif (Kim Bodnia) zu seiner Frau Ida (Trine Dyrholm): „Wollen wir noch einen Kredit aufnehmen und eine schöne Reise machen?” Der Mann möchte damit die Ehe retten, doch Ida kennt einen Millionär, der in Amalfi eine Villa samt Zitronenplantage besitzt. Mit Leif erwartet sie nur ein langweiliger Lebensabend im dänischen Reihenhäuschen. Das könnte jetzt eine Diffamierung der Anstreicher sein, doch der denkwürdige Satz des grob gezeichneten Arbeiters, der sich nicht nur in seiner Jackson-Pollock-Hose nach der Decke strecken muss, bezeichnet auch die Krise des europäischen Kinos. Während Gurken wieder krumm sein dürfen, müssen die Filme zwischen Kopenhagen und Neapel glatt und gerade wie ein Hollywood-Film sein.

Susanne Bier war die kommerziell erfolgreichste Regisseurin der Dogma-Bewegung, die sie für einen unglücklichen Ausflug zu Steven Spielbergs DreamWorks verließ. Zurück in Dänemark drehte sie „In einer besseren Welt” und gewann 2011 dafür Oscar und Golden Globe, weil es ihr gelungen war, die großen Probleme und Fragen der Zeit in einer Erzählung zu verpacken.

Mit einem Oscar lassen sich in der Folge schnell europäische Fördergelder und internationale Stars einsammeln. Susanne Bier entschied sich für Pierce Brosnan und die leichte, von Anders Thomas Jensen geschriebene Sommerkomödie „Den skaldede frisør”. Aus dem Originaltitel wurde im Deutschen aber nicht „Die kahle Friseurin”, sondern eben „Love Is All You Need”, was auch besser zum romantischen Image von Brosnan nach „Mamma Mia!” passt.

Nach der letzten Chemotherapie kann sich Ida nach Jahren mit Brustkrebs noch nicht als geheilt betrachten, aber mit günstiger Prognose die Klinik verlassen. Mit dieser Nachricht möchte sie ihren Ehemann überraschen, der allerdings gerade mit heruntergelassener Hose auf der Buchhalterin liegt. Davon möchte sich Ida, die kahle Friseurin, allerdings nicht die Hochzeit ihrer Tochter in Amalfi verderben lassen. Astrid (Molly Blixt Egelind) wird den schüchternen Sohn des Obst- und Gemüsemagnaten Philip (Pierce Brosnan) heiraten. Philip hängt zwar nicht an sozialen Vorurteilen, doch die Konversation mit einer Friseurin fällt ihm schwer. Erst der kahle Kopf kann ihn rühren, da auch er seit dem Unfalltod seiner Frau einen unheilbaren Schmerz in sich fühlt. Mit dem Auftauchen des Brautvaters und dessen Geliebter eskalieren die Ereignisse in Amalfi in Richtung Skandal, der nur noch Sekunden vor der Hochzeit von der betrüblichen Erkenntnis des Bräutigams übertroffen wird, sich eher zu Männern hingezogen zu fühlen. Damit endet zumindest für die Armen der Aufenthalt an der romantischen Amalfiküste, weshalb Leif im grauen Kopenhagen an einen Kredit denkt, da ihm das Interesse des Millionärs an Ida nicht verborgen geblieben ist.

Tod, Krankheit, sexuelle Orientierung, Verlust eines Menschen und Verzweiflung sind nun einmal Teil menschlicher Erfahrung, doch Susanne Bier hat jedes Problem mit einer Figur besetzt und nach jeder Lösung verschwindet auch die Figur. Möglicherweise liegt es an diesem politisch korrekt abgearbeiteten Problemkatalog, der die Komödie so halbherzig erscheinen lässt.

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