Der Schriftsteller als Voyeur im Geisterhaus
Innsbruck – Ellison Oswalt (Ethan Hawke) folgt als Schriftsteller den höchsten Ansprüchen. Einmal möchte er ein Buch wie Truman Capotes „Kal...
Innsbruck –Ellison Oswalt (Ethan Hawke) folgt als Schriftsteller den höchsten Ansprüchen. Einmal möchte er ein Buch wie Truman Capotes „Kaltblütig“ schreiben. Wer möchte das nicht, aber Oswalt denkt nicht an mühevolle Recherche und jahrelange Schreibarbeit, sondern an den „Knüller“ und das damit verbundene Bankkonto. Damit hat Oswalt als Autor und Mensch bereits verloren, bevor er die erste Zeile geschrieben hat. Auch aus Geldmangel zwingt er seine Frau (Juliet Rylance) und die beiden Kinder, mit ihm in ein kleines Kaff in Pennsylvania zu ziehen, wo eine vierköpfige Familie an einem Baum aufgehängt wurde. Besonders geschmacklos findet der Sheriff (Fred Dalton Thompson) die Tatsache, dass Oswalt im Haus der Opferfamilie wohnen möchte. Doch der besessene Schriftsteller scheint einen Treffer gelandet zu haben, denn auf dem Dachboden lagern Super-8-Filme, die einige der beunruhigendsten Serienmorde der letzten Jahrzehnte aufklären könnten. Unter dem harmlos ironischen Titel „Familie beim Herumhängen“ ist etwa genau jenes Verbrechen dokumentiert, das Oswalt in dieses Haus geführt hat.
Spätestens bei der Projektion der verwackelten Amateurbilder ist das Muster des Mörders aber auch jenes von Scott Derrickson zu erkennen, der mit seinem Horrorrealismus in „Der Exorzismus von Emily Rose“ reich und berühmt wurde. Sein Film „Sinister“ ist sozusagen ein Best-of-Schreckensalbum, das die grandiosen Meisterwerke (Kubricks „Shining“, Finchers „Seven“) mit den spekulativen Billigproduktionen („Saw“, „Paranormal Activity“) des Genres verknüpft, ohne der Gattung Neues hinzufügen zu können. Das Scheitern ist durch die „kaltblütige“ Analogie ohnehin vorgesehen. (p. a.)