Standort Tirol

Klima: Wein statt Fichten in Tirol

Mit dem Klimawandel und warmen Temperaturaussichten für Tirol beschäftigte sich gestern die Wirtschaftskammer.

Von Reinhard Fellner

Innsbruck –Zu den dritten Tiroler Energiegesprächen lud Hafner-Innungsmeister Erich Moser auf die Innsbrucker Villa Blanca. Beleuchtet wurde der nicht nur für das Hafner-Gewerbe interessante Klimawandel. Und zwar von kompetentester Stelle:

So machte Michael Kuhn, Meteorologe und Geophysiker der Universität Innsbruck, die Zuhörerschaft auf eine spürbare Erwärmung in Tirol aufmerksam. „Ich spreche nur bis 2100, alles andere wäre unseriös. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen die Tiroler mit einem Plus der Durchschnittstemperatur von vier Grad Celsius rechnen!“, erklärte Kuhn die wissenschaftlichen Datenhochrechnungen. Der Mensch sei dafür verantwortlich: „Es gibt zwar immer wieder Schwankungen, aber die letzten 30 Jahre hat das letzte Jahrtausend nicht erlebt.“ Laut Kuhn wird Schnee im Inntal demnach zur Seltenheit werden und ansonsten nicht mehr lange liegen bleiben.

Den Innungsmitgliedern öffnete der Meteorologe zudem die Augen: „Das wirkt sich natürlich auch auf das Heizen aus. Zurzeit gibt es in Tirol ein jährliches Tagesmittel von 74 Tagen unter null Grad und 20 Tagen unter minus drei Grad. Wenn es aber nun beispielsweise drei Grad wärmer wird, haben wir nur noch 20 Tage im Jahr unter null Grad.“ Eindrucksvoll belegte Kuhn auch mit Bildern den Rückgang der Tiroler Gletscher: „Das ist für unser Land übrigens auch ein ästhetisches Problem. Uni-Experimente mit Folien waren jedoch äußerst erfolgreich und ließen den Schnee nur 30, anstatt ungeschützt 70 Zentimeter zurückgehen.“ Tirols Landschaft und Nutzung könnte sich überhaupt verändern: „Durch die Gletscher- und Schneeschmelze wird natürlich wieder Boden frei. Anbau- und Weidegebiete könnten etwas weiter nach oben wandern. Ab einer Jahresdurchschnitts­temperatur von zehn Grad eignet sich Tirol übrigens auch als Weinland. Die Fichten verschwinden langfristig hingegen schon bei einem Temperaturmittel von neun Grad!“ Dabei stieg die Temperatur in Tirol seit den 80er-Jahren von acht auf nunmehr fast zehn Grad an.

Fritz Gurgiser – als einziger Vertreter der Politik angereist – umschrieb die Tiroler Luft und die Abgasmisere bildlich: „Die Supp‘n haben wir uns selbst eingebrockt!“

Verwandte Themen