Debatte um Hinrichtung

Geistig Behinderter soll morgen in den USA hingerichtet werden

Im US-Bundesstaat Georgia soll ein geistig behinderter Häftling hinrichtet werden. Der 52-Jährige hat einen IQ von 70 und soll sich geistig auf dem Stand eines 12-Jährigen befinden.

Washington - Nach mehrfacher Verschiebung soll der geistig behinderte US-Gefängnisinsasse Warren Hill am Dienstag im US-Staat Georgia hingerichtet werden. „Es gibt keine Debatte unter den Experten darüber, dass Hill geistig behindert ist“, schrieb der Anwalt des 52-jährigen Afroamerikaners, Brian Kammer, in einem letzten Appell an das Gericht. Warren Hill hätte eine IQ von 70 und wäre auf dem Stand eines 12-Jährigen. Die Hinrichtung wäre ein „fundamentaler Justizirrtum“, argumentierte Kammer.

Die Hinrichtung des 52-Jährigen wurde bereits mehrfach verschoben. Hintergrund ist die Frage der Art der Hinrichtung, da Hill der erste Verurteilte sein soll, der in Georgia allein mit dem tödlichen Gift Pentobarbital anstatt wie bisher mit einer Mischung aus drei Giftstoffen getötet werden soll.

Seit 21 Jahren im Todestrakt

Der Mann sitzt seit 21 Jahren im Todestrakt. Er war 1991 wegen der Ermordung eines Mithäftlings zum Tode verurteilt worden. Ursprünglich wurde er wegen der Ermordung seiner 18-jährigen Freundin 1986 zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein Gnadengesuch wurde bereits abgelehnt.

Der Oberste Gerichtshof der USA hatte 2002 entschieden, dass das Hinrichten geistig Behinderter gegen die Verfassung verstoße. Allerdings überließ das Gericht die Definition von geistiger Behinderung den einzelnen Staaten.

Warren Hill würde wohl in jedem anderem Bundesstaat als geistig behindert gelten und verschont werden. Aber in Georgia reicht der Grad seiner Behinderung nicht aus, um als geistig behindert zu gelten.

Die geplante Hinrichtung Hills stieß unter anderem bei Menschenrechtsaktivisten auf scharfe Kritik. Aber auch Amnesty International hat sich eingeschaltet und auch Ex-Präsident Jimmy Carter - ein „Sohn“ Georgias - hat eindringlich dazu aufgerufen, den Delinquenten zu verschonen. Die „New York Times“ widmete Warren Hill einen ganzen Leitartikel und warnte, dass eine Hinrichtung gegen die Verfassung verstoßen würde. Sogar die Angehörigen des Mordopfers wollen, dass Hill begnadigt wird. Auch die Vereinten Nationen forderten den Staat Georgia auf, das Todesurteil nicht zu vollstrecken.

Trotz der großen Unterstützung des Gnadengesuches stehen die Chancen auf eine Aussetzung des Hinrichtungsbefehls schlecht. (tt.com, APA, AFP)

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