Oberösterreich

Patientin nach Reha schwanger: Ermittlungen eingeleitet

(Symbolfoto)
© Jan Hetfleisch

Die Familie der Patientin spricht von Vergewaltigung.

Wels – Eine albanische Studentin, die nach einem schweren Busunfall 2012 zur Rehabilitation in Oberösterreich war, ist nun schwanger. Das sei in dem Therapiezentrum passiert, behauptet ihre Familie und spricht von sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung. Es gebe Ermittlungen wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauchs einer wehrlosen oder psychisch beeinträchtigten Person, bestätigte Christian Hubmer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wels, einen Bericht der Tageszeitung „Der Standard“ (Montag-Ausgabe).

Die 23-Jährige war nach einem schweren Busunfall im Mai 2012 nahe der südalbanischen Stadt Himara zur Rehabilitation nach Österreich gekommen. Bis zum 11. Oktober blieb sie in der oberösterreichischen Einrichtung und soll zunächst im Koma gelegen sein, was aber von der Therapieeinrichtung bestritten wird. Vermutet wird, dass die Studentin während ihrer Therapie schwanger wurde. Laut ihrer Familie sei die Frau auch danach schwer traumatisiert gewesen und habe bis heute Erinnerungslücken, berichtete der „Standard“. Die Betroffene selbst sage, sie könne sich nicht erinnern, wie sie schwanger wurde. Die Familie hat eine Klage eingereicht.

„Unterschiedliche Angaben“

Albanischen Ärzten zufolge soll der Geschlechtsverkehr, der zur Schwangerschaft führte, zwischen 20. und 25. September stattgefunden haben. Diese Daten konnte Hubmer nicht bestätigen. „Da gibt es unterschiedliche Angaben“, so der Behördensprecher. Es liege im Bereich des Möglichen, dass die Befruchtung in Österreich stattgefunden habe. Ob dem ein strafbarer Tatbestand zugrunde liege, müsse nun ermittelt werden. Die Staatsanwaltschaft Wels sei seit vergangenem Donnerstag mit dem Fall betraut. Derzeit werde der Sachverhalt überprüft, dazu seien aber noch Unterlagen aus der Reha-Anstalt und dem Ausland notwendig. Auch die 23-Jährige soll einvernommen werde, sofern dies möglich ist, sie dürfte körperlich und psychisch angeschlagen sein, so Hubmer.

„Laufende Untersuchung“

Seitens der Reha-Einrichtung gab es gegenüber der APA eine Stellungnahme per E-Mail. Darin wurde der Aufenthalt der 23-Jährigen bestätigt. Sie sei aber nicht in einem komatösen Zustand gewesen, sondern in der Lage, aktiv an den Therapien teilzunehmen. „Wir ersuchen um Verständnis, dass wir zu den laufenden Untersuchungen derzeit keine weiteren Informationen geben können. Wir arbeiten mit den zuständigen Behörden eng zusammen und unterstützen alle diesbezüglichen Erhebungen“, hieß es weiter.

Laut „Standard“ habe der Fall in Albanien insbesondere für Aufregung gesorgt, da schon das Busunglück vergangenes Frühjahr besonders dramatisch war. Das Fahrzeug mit Studentinnen war von der Straße abgekommen und 80 Meter in die Tiefe gestürzt. Dreizehn Personen starben, viele wurden teilweise schwer verletzt. In konservativen Familien in Albanien könne zudem eine uneheliche Schwangerschaft und/oder eine Vergewaltigung auch als eine Verletzung der Ehre der Familie verstanden werden. (APA)

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