Platter muss 96,3 Prozent verteidigen

Es wird ein Wahlparteitag im wahrsten Sinne des Wortes: Drei Wochen vor der Landtagswahl stimmt die ÖVP am 6. April über ihren Chef ab.

Innsbruck –Die Vorstandsmitglieder der Tiroler VP wirkten nach dem gestrigen Parteivorstand etwas überrascht: Nicht, weil es etwa Überraschungen auf der VP-Landesliste gegeben hat. Vielmehr schlug Parteiobmann und Landeshauptmann Günther Platter vor, den Parteitag der Volkspartei noch vor der Wahl am 6. April durchzuführen. Dabei stellt sich Platter der Wiederwahl als Parteichef, gleichzeitig werden seine Stellvertreter gewählt.

Ursprünglich sollte der Parteitag erst im Herbst stattfinden, jetzt soll er laut Platter auch der Auftakt für einen kurzen und knackigen Wahlkampf sein. Denn drei Wochen später wählt Tirol am 28. April einen neuen Landtag. Im Parteivorstand gab es durchaus kritische Stimmen, die Platter vor einem gewissen Risiko warnten. Schließlich muss er bei der Wahl seine 96,3 Prozent vom Parteitag 2009 verteidigen. Gelingt ihm das nicht, wäre das ein Dämpfer zum Wahlkampfstart. „Angst ist ein schlechter Ratgeber“, sagte dazu Platter. Es sei seine persönliche Entscheidung gewesen, den Parteitag im April abzuhalten. Die Geschlossenheit der Partei sei die Voraussetzung für einen erfolgreichen Wahlkampf, fügte er hinzu.

Das mag wohl das Kalkül des Landeshauptmanns gewesen sein, der auch nicht an Denkzettel von z. B. in Agrarfragen enttäuschten ÖVP-Bürgermeistern glaubt. Letztlich waren alle Parteivorstandsmitglieder von seinem Vorschlag überzeugt.

Keine Überraschungen birgt die gestern ebenfalls beschlossene Landesliste für die Landtagswahl, schließlich standen die Kandidaten mehr oder weniger bereits fest. Vier Landeslistenmandate erreichte die ÖVP 2008. Hinter Platter wurde die Leiterin der Landjugend Kathrin Kaltenhauser (Bauernbund) gereiht. Dahinter folgen Postgewerkschafter Heinz Kirchmair (AAB), LR Patrizia Zoller-Frisch­auf (Wirtschaftsbund), LR Bernhard Tilg (AAB), Hotelier Siegfried Egger (Wirtschaftsbund), die Lehrerin Bettina Ellinger (AAB), der Landwirt Hermann Kuenz (Bauernbund) – er gehörte bereits von 1999 bis 2003 dem Landtag an – und der Imster Bürgermeister Stefan Weirather (Wirtschaftsbund). Ziehen Platter, Zoller-Frischauf und Tilg wieder in die Regierung ein, können sich Kaltenhauser, Kirchmair, Egger und Ellinger berechtigte Hoffnungen auf ein Landtagsmandat machen.

Apropos Landtagswahl: Heute will die neue bürgerliche Liste „Vorwärts Tirol“ ihre Kandidaten in Innsbruck, Kitzbühel und Osttirol präsentieren. Im Bezirk Lienz dürfte es der ehemalige Gemeindechef von Innervillgraten Josef Schett sein. (pn)