100 Jahre Gert Fröbe: „Goldfinger“ und „Kindermörder“
Als Goldfinger war er der Gegenspieler von James Bond - und erlangte weltweite Bekanntheit. Vor 100 Jahren wurde Gert Fröbe geboren.
Von Wilfried Mommert
Berlin - Mit der fiesen Rolle des Schurken Goldfinger im gleichnamigen James-Bond-Film von 1964 hat Gert Fröbe als einer der wenigen deutschen Schauspieler Weltruhm erlangt, ein Schwergewicht im wahrsten Sinn des Wortes. Filmgeschichte hat der aus Sachsen stammende Kaufmannssohn Fröbe, der an diesem Montag 100 Jahre alt geworden wäre, auch als der spindeldürre „Otto Normalverbraucher“ in der „Berliner Ballade“ von 1948 geschrieben. Oder mit dem nervenzehrenden Schwarz-Weiß-Kriminalfilm „Es geschah am hellichten Tag“ (1958) mit Heinz Rühmann, in dem Fröbe nach einer Vorlage von Friedrich Dürrenmatt einen psychopathischen Kindermörder spielte.
Stehgeiger, Kulissenschieber und Bühnenmaler
Bis zu seinem plötzlichen Herztod 1988 in München trat der Schauspieler in über 100 Kino- und Fernsehfilmen auf. Am 25. Februar 1913 im sächsischen Oberplanitz geboren, schlug sich der Handwerkersohn zunächst als Stehgeiger, Kulissenschieber und Bühnenmaler durch. Von Erich Ponto erhielt er ersten Schauspielunterricht.
Zu seinen Filmen gehören der Klamauk-Klassiker „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“, die Edgar-Wallace-Verfilmung „Der grüne Bogenschütze“ und die Vicky-Baum-Verfilmung „Menschen im Hotel“. Weitere Titel waren „Der Gauner und der liebe Gott“, „Dr. Mabuse“, und „Via Mala“, aber auch die populären Kinderfilme „Räuber Hotzenplotz“ und „Der kleine Vampir“.
Theaterluft als eigentliches Lebenselixier
Hatte Fröbe mit seinem oft verschmitzten oder augenzwinkernden Humor schon in diesen Filmen seine Vielseitigkeit im eher leichten Genre unter Beweis gestellt, so bewies er sein schauspielerisches Schwergewicht vor allem als Charakterdarsteller in bedeutenden Kinoproduktionen. Dazu gehören Luchino Viscontis „Ludwig II.“, die Thomas-Mann-Verfilmung „Tonio Kröger“, der Ingmar-Bergman-Film „Das Schlangenei“ und der im Journalistenmilieu angesiedelte Kolportagefilm „Nasser Asphalt“. Auch seine Rolle als Wirtschaftswunder-Manager im Rotlicht-Milieu „Das Mädchen Rosemarie“ und als alter Deichgraf in der Theodor-Storm-Verfilmung „Der Schimmelreiter“ fanden viel Anerkennung.
Fast auf den Leib geschrieben war dem Vollblutschauspieler die Rolle des leidenschaftlichen Provinztheaterdirektors Striese in dem Bühnenklassiker „Der Raub der Sabinerinnen“. Denn Theaterluft war das eigentliche Lebenselixier Fröbes - nicht anders als bei vielen anderen großen Kollegen seiner Zunft, die durch Film und Fernsehen zwar ein größeres Publikum (und höhere Gagen) erreichten, denen aber die Theaterbretter zeitlebens die wirkliche Welt bedeuteten.
Gefeierter Vortragskünstler
Auch seiner zweiten großen Liebe, der Kleinkunst, blieb Fröbe fast bis zum Schluss treu - zum Beispiel als gestenreicher Vortragskünstler der verschmitzt satirischen Texte von Christian Morgenstern und Erich Kästner. Seine erfolgreichen Soloabende nannte er einfach „Durch Zufall frei“.
Fröbe war fünf Mal verheiratet. Noch kurz vor seinem Tod erschienen unter dem Titel „Auf ein Neues“ seine Lebenserinnerungen. Er starb am 5. September 1988 mit 75 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts in einem Münchner Krankenhaus. (Wilfried Mommert arbeitet für die Deutsche Presse Agentur.)