Ruf nach mehr Berufspraxis für die Tourismusschüler

Hoteliers schlagen vor, das Praktikum der Tourismusschüler auf sechs Monate zu verlängern. Die AK steht dem skeptisch gegenüber.

Von Angela Dähling

Schwaz –„Tourismuslehrlinge bleiben überwiegend im Tourismus tätig. Tourismusschüler wechseln dagegen sehr häufig in eine andere Berufssparte“, weiß die Schwazer AMS-Geschäftsführerin Andrea Schneider. Hotelier Daniel Stock glaubt, eine Ursache dafür zu kennen, dass die Schüler die Lust am Tourismusgeschäft verlieren: das Praktikum. „Es dauert acht bis zwölf Wochen und ist damit viel zu kurz. Viele Hoteliers meinen: ‚Was soll ich denen zeigen. Bis sie halbwegs alles können, sind sie wieder weg.‘ Und dann werden sie zum Abräumen und Gläserspülen eingeteilt. Kein Wunder, dass für die Schüler solche ersten Erfahrungen im Berufsleben frustrierend sind“, sagt Stock. Gemeinsam mit anderen Spitzenhoteliers wie der Alpenrose in Maurach macht sich der Finkenberger für ein halbjähriges Praktikum während der Schulzeit stark. „Dann hätten die Schüler auch die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen und eine Fremdsprache ein halbes Jahr vor Ort zu lernen. Und die Betriebe hätten nachher besser und praxisnäher ausgebildete Fachkräfte“, sieht er Vorteile für Schüler und Betriebe.

Alfred Müller, Direktor der Zillertaler Tourismusschulen, ortet einen guten Zeitpunkt für die Initiativen aus der Hotellerie: „Derzeit wäre diese Änderung zwar nicht möglich. Aber 2014/2015 wird es neue Lehrpläne für die Tourismusschulen geben. Darauf könnte man jetzt noch Einfluss nehmen.“ Müller hat aber auch Bedenken: „Die Ausweitung auf sechs Monate könnte dazu führen, dass noch mehr Tourismusschüler nach abgeschlossener Ausbildung ins Ausland gehen und am heimischen Arbeitsmarkt fehlen.“ Zudem hänge es vom Betrieb ab, welche Eindrücke Schüler von der Arbeit im Tourismus erhielten. „Wo es geregelte Dienstpläne, freie Tage gibt und die Chance genutzt wird, sich um den Praktikanten als künftige Fachkraft zu bemühen, fällt die Resonanz auch nach achtwöchigem Praktikum positiv aus.“

Peter Trost, Geschäftsführer der Tourismussparte in der Wirtschaftskammer, gibt angesichts des Wunsches nach Praktikumsverlängerung zu bedenken, dass etliche Betriebe in Tirol im Sommer gar nicht sechs Monate lang geöffnet hätten. „Aber Praxis ist im Tourismus unabdingbar und wir werden uns mit dem Thema befassen“, sagt Trost.

Höchst skeptisch steht AK-Präsident Erwin Zangerl dem Vorschlag gegenüber. „Wir erleben in den Beratungen, dass einige Tourismusbetriebe Pflichtpraktika dazu benützen, um Arbeitskräfte zu rekrutieren. Eine längere Praxiszeit wie bisher würde diesem Trend noch stärker Tür und Tor öffnen. Wir sehen keinen Grund, die bisherige Regelung zu ändern“, sagt Zangerl. Dass der überwiegende Teil der Absolventen aufgrund der Praxiserfahrungen später einen anderen Beruf gewählt hat, bestätigt er.