Studie

„Ein Viertel der Arbeitszeit wird nicht gearbeitet“

Laut einer Studie der Wirtschaftskammer sind Mitarbeiter zu wenig produktiv. Sie fordert eine Erhöhung der Arbeitszeit, die AK kontert.

Von Stefan Eckerieder

Linz, Innsbruck –„Österreichs Arbeitnehmer sind zu wenig produktiv“, das schließt die Wirtschaftskammer Oberösterreich (WKOÖ) aus einer von ihr in Auftrag gegebenen Studie. Demnach arbeiten die Erwerbstätigen inklusive Urlaub und Krankenständen effektiv nur während 73,5 % der vom Arbeitgeber bezahlten Zeit.

Alleine durch gesetzliche Feier- und Urlaubstage entfallen 38 Tage im Jahr. Zusätzlich werden den Mitarbeitern durchschnittlich 13,5 Arbeitstage, in denen sie sich im Krankenstand befinden, bezahlt, rechnet die WKOÖ zusammen. Ergänzt wird diese Rechnung durch Zahlen einer Studie der IMAS. Diese besagt, dass Arbeitnehmer durch sonstige Freistellungen wie Arztbesuche und Übersiedlungstage 2,9 Arbeitstage fehlen. Mit unproduktiven privaten Tätigkeiten wie Telefonaten und Internetsurfen verbringen sie 14,5 Arbeitstage. Das macht zusammen 69 von 260 Tagen, an denen ein Mitarbeiter zwar bezahlt wird, aber nicht arbeitet. Das sei im internationalen Vergleich ein hoher Wert und würde langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft gefährden, folgert WKOÖ-Präsident Rudolf­ Trauner.

Um die Netto-Arbeitszeit zu erhöhen, fordert die WK gesetzliche Änderungen besonders in den Bereichen der Krankenstände. So sollte nach Meinung der WKOÖ der erste Krankenstandstag nicht bezahlt werden und der Dienstnehmer an der Entgeltzahlung beteiligt werden, sofern ein Freizeitunfall vorliegt. Außerdem könnten Kuren und bezahlte Dienstverhinderungen auf den Urlaub angerechnet werden.

Der Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich, Johann Kaliauer, zeigt sich von den Forderungen Trauners „entsetzt“. Er entgegnet, dass es ein Verdienst der Mitarbeiter sei, dass die heimische Wirtschaft so gut dastehe.

Drastischer formuliert es Tirols Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl: „Wer derartige Forderungen stellt, hat entweder von der täglichen Höchstbelastung der Arbeitnehmer keine Ahnung oder er agiert bewusst menschenverachtend.“ Er verweist auf eine Erhebung der Statistik Austria, wonach Österreichs Arbeitnehmer alleine im dritten Quartal 2012 fast 17 Millionen Über- und Mehrstunden ohne Abgeltung erbracht haben. „Kein Mensch kann ein Arbeitsleben lang mit Höchstleistung arbeiten“, warnt Zangerl.

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