Prudlos Weckruf: „Fünf vor zwölf im Existenzkampf“

Sportdirektor Oliver Prudlo liegt der kapitale Fehlstart des FC Wacker Innsbruck zum Frühjahrsbeginn in Ried immer noch schwer im Magen.

Von Wolfgang Müller

Innsbruck –Oliver Prudlo war als Profi auf dem Feld einer, auf den Verlass war. Immer und überall. Wenn man dem konditionsstarken, beinharten Verteidiger etwas nicht anlasten konnte, waren das fehlender Biss und Einstellung. Als Sportdirektor hielt sich der 44-Jährige bislang zurück, zog im Hintergrund die Fäden, war kein Freund der lauten Töne. Doch die 0:3-Auftaktpleite bei der Spielvereinigung Ried sorgte endgültig für einen Stimmungswandel. Fehlende Einstellung wirft Prudlo seinen schwarzgrünen Kickern nicht vor. „Würde auch nicht stimmen. Unsere Burschen sind charakterlich voll in Ordnung.“ Doch nach dem 90-minütigen Leiden auf der Innviertler Betreuerbank neben Trainer Roli Kirchler riss dem sportlichen Chef des FC Wacker der Geduldsfaden.

Dass in der Wintertransferzeit der Kader qualitätsmäßig nicht aufgemotzt werden konnte, ist längst abgehakt: „Es ist, wie es ist, und wir haben die Pflicht, das Beste daraus zu machen“, erklärt Prudlo gebetsmühlenartig. Mit besorgtem Blick auf die Tabelle und in Anbetracht der Bedeutung des kommenden Heimspieles am Samstag ab 16 Uhr gegen Mattersburg schickt er einen allgemeinen Weckruf ab: „Es ist fünf vor zwölf. Das muss wirklich allen klar sein. Vor allem der Mannschaft, die steht jetzt voll in der Pflicht.“ Nicht das letztlich klare Ergebnis, sondern vor allem die Art und Weise, wie sich die Tiroler letztlich ihrem Schicksal ergaben, brachte Prudlo auf die Palme: „Wir befinden uns im Abstiegskampf. Da muss man auch einmal mit dem Messer zwischen den Zähnen aufmarschieren. Damit fordere ich keine Holzerei oder brutale Fouls, sondern eine Körpersprache, die unserer prekären Lage angepasst ist.“

Die Situation rund ums Tivoli ist wahrlich eine angespannte. Sportlich als Schlusslicht auf dem Sprung in die Zweitklassigkeit, wirtschaftlich einmal mehr angezählt. Die Lizenz für die Saison 2013/14 wird nach dem Finanzloch der Herbstsaison ein Kraftakt. Zudem steht ein Wechsel in der Führungsetage bevor. Ziemlich viel auf einmal. Außerdem gilt es, im Sommer das 100-Jahr-Jubiläum würdig zu feiern. Bei einem Zweitligisten wird das allerdings kaum jemanden interessieren.

„Wir befinden uns mitten im Existenzkampf, das ist die bittere Realität. Und genau das muss man auf dem Rasen auch sehen. Das muss in die Köpfe“, weiß Prudlo sehr wohl, dass man die Trendwende nicht herbeireden kann. Doch die brisante Lage zu verdrängen, funktioniert schon überhaupt nicht. Egal wie – Punkte sind gefragt. Erst recht in den direkten Duelle gegen die Abstiegskonkurrenten. „Das gelingt uns auch. Denn ich bin immer noch fest davon überzeugt, dass wir mit dieser Mannschaft den Klassenerhalt schaffen, wenn endlich alle aufwachen“, schließt Prudlo seinen allgemeinen Weckruf.