Pkw-Neuzulassungen

Dramatischer Einbruch: Automarkt in Europa sackt auf historisches Tief

Der Automarkt bricht in der Europäischen Union einen Rekord nach dem anderen - im negativen Sinn: Im Jänner sind so wenig Autos verkauft worden wie noch nie seit Beginn der Statistik 1990.

Wien, München - Auf dem europäischen Automarkt jagt ein Negativrekord den anderen: Nach dem besonders schlechten Jahr 2012 ist der Pkw-Absatz in der EU im Jänner auf ein historisches Tief gesunken, wie der Herstellerverband ACEA am Dienstag mitteilte. Die Neuzulassungen schrumpften um 8,7 Prozent auf 885.159 Fahrzeuge - das war der schwächste Jänner seit Beginn der ACEA-Aufzeichnungen 1990. Von den großen Märkten legte nur Großbritannien zu. Der größte Einzelmarkt Deutschland schrumpfte ebenso wie die von der Schuldenkrise gebeutelten Länder Südeuropas.

In Österreich gab es dagegen ein Plus. Massenhersteller wie PSA Peugeot Citroen, Ford oder Fiat verbuchten kräftige Einbußen, und selbst bei Branchenprimus VW gingen die Verkaufszahlen zurück. Dagegen konnte Opel mehr Käufer locken. Zulegen konnten auch die Oberklasse-Hersteller BMW und Daimler.

Die Pkw-Märkte in Europa befinden sich seit langem im freien Fall. 2012 war mit zwölf Millionen verkauften Fahrzeugen das schlechteste Autojahr seit 1995. Vor allem im schuldenbeladenen Süden des Kontinents trauen sich die Menschen wegen hoher Arbeitslosigkeit und düsterer Perspektiven nicht, sich ein neues Auto anzuschaffen. In Italien brach der Markt im Jänner um 17,6 Prozent, in Spanien um 9,6 Prozent, in Frankreich um 15,1 Prozent ein. In Österreich dagegen stiegen die Zulassungszahlen zum Jahresauftakt um 3,5 Prozent auf 27.761 Stück zu, geht aus ACEA-Daten hervor.

Peugeot Citroen mit Millardenverlusten

Unter den Rückgängen auf den großen Märkten leidet besonders PSA Peugeot Citroen, nach Volkswagen der zweitgrößte europäische Autobauer, denn die Franzosen machen mehr als die Hälfte ihres Geschäfts in Südeuropa. Fünf Milliarden Miese standen im vergangenen Jahr zu Buche. Im Jänner brach der Absatz der Marke Peugeot um 16,6 Prozent ein, bei der Marke Citroen waren es 15,9 Prozent. Auch andere auf Europa konzentrierte Hersteller, die Autos im unteren und mittleren Preissegment anbieten, verbuchten im Jänner erneut Rückgänge: Bei Renault belief sich das Minus laut ACEA auf zehn Prozent, bei Fiat konzernweit auf 12,3 Prozent. Selbst die Verkaufszahlen der erfolgsverwöhnten Marke VW sackten um 12,1 Prozent ab.

Boom in China hält an

Anders als viele Konkurrenten können die Wolfsburger dank prall gefüllter Kassen die Rabattschlachten, die auf dem schrumpfenden europäischen Markt toben, leichter verkraften und zudem Rückgänge auf dem Heimatkontinent anderswo ausgleichen. In den weltgrößten Automärkten China und USA steigen die Verkaufszahlen weiter, und viele Käufer leisten sich gerne teure deutsche Oberklasse-Fahrzeuge.

BMW konnte indes im Januar auch in Europa punkten; von der weißblauen Kernmarke wurden 9,8 Prozent mehr verkauft. Daimler fuhr mit der Marke Mercedes ein Plus von 4,7 Prozent ein. Beim Rivalen Audi sanken die Neuzulassungen in der EU um 1,9 Prozent. Zuwächse in Europa verbuchten zuletzt Billigmarken wie Dacia oder Kia. Der leidgeprüfte Hersteller Opel und seine britische Schwestermarke Vauxhall steigerten den Absatz um 4,5 Prozent. (APA/Reuters)

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