Rache für Mali? Islamisten entführen französische Familie nach Nigeria
Wieder sind Franzosen in der Hand von Islamisten. Diesmal schlagen Entführer im Norden Kameruns zu. Eine Familie wird nach Nigeria verschleppt. Rache an Frankreich für den Krieg in Mali?
Paris, Athen - Im Norden Kameruns sind sieben französische Touristen, darunter vier Kinder, von einer islamistischen Gruppe entführt worden. „Terroristen“ aus dem Nachbarland Nigeria hätten die Familie am Dienstag verschleppt, sagte Frankreichs Staatschef Francois Hollande bei einem Griechenland-Besuch in Athen. Er verwies auf die islamistische Gruppe Boko Haram aus Nigeria, die in diesem Teil Kameruns aktiv sei.
Die drei Erwachsenen und vier Kinder sollten „mit größter Wahrscheinlichkeit“ nach Nigeria gebracht werden, sagte Hollande weiter. Es werde alles unternommen, damit die Familie nicht in dem Nachbarland des zentralafrikanischen Kamerun festgehalten werde. Laut kamerunischen Sicherheitskräften wurden die Täter „entlang der Grenze zu Nigeria“ gesucht. Demnach sind zwei Mädchen und zwei Buben unter den Entführten.
Nach Angaben aus dem Umfeld der französischen Botschaft in der kamerunischen Hauptstadt Jaunde wurden die Urlauber offenbar bei ihrer Rückkehr vom Nationalpark Waza an der Grenze zu Nigeria verschleppt. Die Franzosen seien in dem Ort Dadanga von bewaffneten Entführern gefangen genommen worden, die offenbar auf Motorrädern unterwegs waren.
Zu den mutmaßlichen Entführern sagte Hollande, es handle sich „um eine terroristische Gruppe, die wir kennen, und die in Nigeria ist“. Auf die Frage, ob es sich um eine Vergeltungsaktion für den französischen Militäreinsatz gegen Islamisten in Mali handeln könne, erwiderte er: „Ich sehe vor allem die Ansiedlung einer terroristischen Gruppe, Boko Haram in diesem Fall, in diesem Teil Kameruns, und das ist beunruhigend genug, um zu handeln.“
„Starker Verdacht“ gegen Boko Haram
Auch aus Sicherheitskreisen in Kamerun verlautete, dass es einen „starken Verdacht“ gegen Boko Haram gebe. Die islamistische Gruppe, die mit Gewalt für die Errichtung eines islamischen Staats im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias kämpft, wird für hunderte Tote im Norden und im Zentrum des Landes verantwortlich gemacht. Der Gruppe wurden auch schon Enthauptungen zugeschrieben, meist verübt sie aber Bombenanschläge.
Mit der Entführung von westlichen Ausländern hatte zuletzt hingegen vor allem die islamistische Gruppe Ansaru aus Nigeria von sich Reden gemacht. Sie gilt als Splittergruppe von Boko Haram, die seit relativ kurzer Zeit in Erscheinung getreten ist und die sich zur Entführung eines französischen Ingenieurs im vergangenen Dezember in Nigeria bekannt hatte.
Auch die Entführung vor wenigen Tagen von sieben ausländischen Mitarbeitern einer Baufirma, darunter ein Brite, ein Grieche und ein Italiener, geht offenbar auf ihr Konto. Unklar ist, ob Ansaru mit Boko Haram zusammenarbeitet oder ob es sich um eine Abspaltung handelt, die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida in Nordafrika zusammenarbeitet.
Es ist das erste Mal, dass westliche Touristen in Kamerun entführt werden, während es vor der Küste des Landes regelmäßig zu Überfällen durch Piraten kommt. Hollande rief alle Touristen im Norden von Kamerun zur Vorsicht auf. (APA/AFP)