Textilien zwischen Glas und Beton

Waren Vorhänge früher für jede Wohnung ein unabdingbares Muss, so findet man heute immer öfter skandinavische Tendenzen, die freien Ein- und Ausblick gewähren. Das ist aber nicht immer und überall praktisch.

Von Ursula Philadelphy

Vorhang auf für eine Neugestaltung der Räume. Nichts bleibt ungeschoren, denn Vorhänge kann man im Prinzip immer und überall zum Einsatz bringen und mit ihnen einer neuen Jahreszeit Hallo sagen oder auch dem gesamten Ambiente einen neuen Touch verleihen. Wer wagt, gewinnt.

Vorhänge sind aber auch in den kommenden Sommer- und Sonnenzeiten ein willkommener Sonnenschutz. Alles ist eine Frage der Stoffqualitäten und des ausgewählten Materials sowie der Farben. Nachdem man heute schon so gut wie überall fertige Vorhangbahnen bekommt und sich nur einmal für dieses oder jenes Schienen- oder Stangensystem entscheiden muss, ist ein Wechsel der Vorhänge eine flotte Sache.

Man kann unterschiedliche Stangen mit schönen Dekorationsenden aussuchen, wobei die Materialwahl selbstverständlich mit dem gesamten Einrichtungsstil korrespondieren muss. Wer die ganze Aufhängung diskret verstecken will, ist mit Karniesen gut beraten, kann aber auch am Plafond ein Schienensystem montieren, bei dem durch einen oben überstehenden Rand am Vorhang das System verdeckt ist.

Wunderschön und sehr praktisch sind auch Rollos, bei denen man natürlich mit derselben Leichtigkeit von Saison zu Saison den Stoff wechseln kann. Varianten zum Rollen entsprechen eher reduzierten Einrichtungen, während Raff­rollos einem romantischeren oder verspielteren Stil entsprechen. Für sämtliche Stilvarianten gibt es auch die passenden Stoffe und Farben, die der jeweiligen Einrichtung noch den Extra-Pfiff verleihen. Im Augenblick sind wieder bodenlange Vorhänge en vogue und gerade in den Sommermonaten ist es schön, wenn es sich um leichte Stoffe handelt, die ein diffuses Licht durchlassen und sich auch bei geöffneten Fenstern und Balkontüren schön drapieren lassen.

Diese dünnen, leichten Varianten – etwa Leinen – passen auch sehr gut zu reduzierten Glas-Beton-Kombinationen. In den richtigen Farbschattierungen und Musterungen kann man aber auch zum Beispiel aus der Kollektion von Manuel Canovas Stoffe kombinieren. Seine Entwürfe haben den unschätzbaren Vorteil, dass sie auch mit unterschiedlichen Mustern kombinierbar sind, weil alles aufeinander abgestimmt ist. Brandaktuell sind Rosatöne mit Koralle gemixt, üppig bestickte Ethno- Stoffe oder großflächige florale Designs. Bei Canovas reicht die Palette aber auch von ganz grobem Leinen bis zu schmeichelweichem Samt, von Knallorange bis Blassvilolett. Aber auch die ebenfalls in Paris niedergelassene Firma Nobilis arbeitet nach diesem System. Wer sich etwa für ein helles Goldgelb entscheidet, kann üppiges florales Dekor auf weißem Grund mit feinen Wabenstrukturen und/oder zartgelben Reinseidenvorhängen kombinieren. Regenbogenfarben gelten als Hit, aber auch Naturtöne werden in undenklichen Varianten miteinander kombiniert. Der Südstaatenlook kommt mit zarten Blüten daher und wer stilmäßig auf die Hamptons setzt, findet sich in blauen und weißen Orgien wieder. Die Home Collection von Ralph Lauren lässt grüßen.

Na ja, und was den wilden Mix angeht, dürften wohl alle bei Tricia Guild geschmökert habe, respektive allesamt die Natur zum Vorbild nehmen – der Wagemut bei Farbmischungen wird ja auch in unseren Breiten immer „indischer“: Hellgrün geht mit Türkis, Himbeere mit Violett, Rosa mit Orange, Blitzblau mit Mauve oder Feigenrot mit Olivgrün.

Ein wenig dezenter gibt sich maximal Zimmer+Rohde, eine deutsche Stoff-Designer­schmiede. Aber auch hier setzt man in diesem Frühling auf Vorhänge mit Ethno-Mustern, deren Farbkombinationen eher gewagt sind. Parallel dazu gibt es aber natürlich auch traditionellere Varianten, filigranes Blumendesign, zarte Stoffe mit graphischen Mustern oder – ein absoluter Kontrast – üppige Vorhänge in dunklem Rot, farblich und im Design überaus voluminös. In dieser Intensität nicht ganz einfach zu kombinieren.

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