„Er hat uns halt ernst genommen“
Mit Franz West im Celeste: Musiker Philipp Quehenberger über die Arbeit mit dem Wiener Welt-Künstler, der jetzt posthum im mumok geehrt wird.
Von Ivona Jelcic
Innsbruck –Im Alter von nur 65 Jahren ist Franz West im vergangenen Juli gestorben, die Retrospektive, die das Wiener mumok heute Freitag eröffnet, hat er noch mitgeplant. Und auch den Titel für sie ausgesucht: „Wo ist mein Achter?“ will an den Bildhauer von Weltgeltung erinnern, das Wiener Urgestein, den ernsten Unernsten und Grenzgänger, den Eigenbrötler und zugleich an einen, dem die Interaktion wichtig war – mit seinen „Passstücken“ und Möbeln genauso wie mit Künstlerkollegen. Dafür steht auch das für Samstagabend im mumok anberaumte „Triple-Feature“ zu Franz West, bei dem neben dem bulgarischen Performer Ivo Dimchev auch die Musiker Didi Kern und Philipp Quehenberger zur Tat schreiten.
Am experimentellen, zwischen Free Electronic, Jazz und Noise verorteten Klangkosmos des 1977 geborenen Exil-Innsbruckers Quehenberger fand West offensichtlich Gefallen, zu dessen Auftritten im Wiener Club Celeste erschien er jedenfalls in wöchentlicher Regelmäßigkeit – „und hat sich angehört, was wir da so machen“, sagt Quehenberger.
Kennen gelernt hatte man sich vor zirka zehn Jahren, als der Musiker dem Künstler einen Flyer für seine Platten-Release-Party in die Hand drückte: „Er ist dann auch gekommen. Und hat danach gesagt, ich soll ihn einmal anrufen.“ Ein paar Monate später tat Quehenberger wie ihm geheißen, in den Folgejahren entstand Musik für Videos, Ausstellungseröffnungen, Vertonungen von West-Texten und für andere Gelegenheiten – außerdem eine Freundschaft, die über die Suche nach musikalischen „Passstücken“ zur Kunst von Franz West hinausging. Geschätzt habe er an dem um einige Jahrzehnte älteren Künstler den Freiraum, den der ihm bei der Arbeit gelassen hat. Und dessen Respekt, so Quehenberger: „Er hat uns halt ernst genommen, ist uns immer auf Augenhöhe begegnet.“
Dass Franz West sein künstlerisches Umfeld nicht ungern in sein Werk miteinbezogen hat, zeigte unter anderem der „Para-Pavillon“, den er auf die Venedig-Biennale 2011 gestellt hat. Diese Nachbildung seiner Wiener Küche war mit Werken befreundeter Künstler – renommierte genauso wie noch junge, unbekannte – ausstaffiert, die so unverhofft in den Genuss internationaler Beachtung kamen. Als eine Art Integrationsfigur hat auch Quehenberger den Bildhauer erlebt: „Er war eine sehr wichtige Figur für die Kulturszene in Wien. Das können, glaube ich, viele andere Leute bestätigen. Und er hat eben bevorzugt etwas mit Musik gemacht.“