Mann soll 15-Jährige entführt und vergewaltigt haben
Der 44-Jährige fuhr mit dem Mädchen nach Slowenien, wo er sie vergewaltigt und mit einer Schusswaffe bedroht haben soll. Der Beschuldigte widerrief sein bisheriges Geständnis und schob die Schuld auf das Mädchen.
Graz - Weil er eine 15-jährige Grazerin im Mai vergangenen Jahres sexuell missbraucht und stundenlang festgehalten haben soll, musste sich ein Deutscher am Donnerstag im Grazer Straflandesgericht verantworten. Der Beschuldigte widerrief sein bisheriges Geständnis und schob die Schuld auf das Mädchen. Laut Richter wurden zahlreiche Ermittlungen nicht durchgeführt, was nun die Beweislage erschwert.
Die junge Grazerin hatte sich mit dem 44-Jährigen aufgrund einer Annonce getroffen, weil sie für ihn als Babysitter arbeiten wollte. Doch er fuhr mit ihr u.a. nach Slowenien und soll sich dort zwei Mal an ihr vergangen haben. Erst ein Autounfall in der Obersteiermark verschaffte dem Mädchen die Möglichkeit, sich zu befreien.
Angeklagter widerrief sein Geständnis
Der Angeklagte, der 23 Jahre wegen sexueller Nötigung und diverser anderer Delikte in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher war, war unmittelbar nach der Tat geständig gewesen. Bei der Verhandlung sah nun alles anders aus, er fühlte sich „im Prinzip nicht schuldig“. Er habe nur gestanden, weil er geglaubt habe, seine Frau würde ihn sowieso verlassen, „und dann wäre mir alles egal gewesen“.
Der Mann erzählte bei der Verhandlung eine völlig neue Tatvariante: Die 15-Jährige habe ihn gezwungen, mit ihr nach Kroatien zu fahren, was aber aufgrund des fehlenden Passes nicht gelang, also verlangte sie, nach München chauffiert zu werden. „Sie drohte mit einer Anzeige wegen sexueller Belästigung, und bei meinem Vorleben hätte ich keine Chance gehabt“, so der Beschuldigte. „Aber das Mädchen kann von Ihren Vorstrafen nichts wissen“, gab Richter Martin Wolf zu bedenken.
Dass er sein Handy abgeschaltet habe, um eine Peilung zu verhindern, leugnete der Mann ebenfalls. „Es war immer eingeschaltet“, behauptete er. „Die Peilungsergebnisse sind aber andere“, so der Richter. Die Mutter des Mädchens hatte noch angerufen, hörte das Mädchen weinen und eine Männerstimme, die das Abschalten des Telefons befahl. „Die Mutter lügt auch?“, fragte der Richter, doch der Angeklagte blieb bei seinen Angaben.
Verhandlung wurde vertagt
Im Auto wurde die Schreckschusspistole gefunden, mit der er das Mädchen bedroht haben soll. „Das ist ein Firmenwagen, die wird ein Vorgänger liegen gelassen haben“, meinte der Angeklagte. Auch die zwei längeren Stopps, bei denen die Vergewaltigungen passiert sein sollen, erklärte er mit „Rauchpausen“. Die Verlesung der Angaben des Opfers erfolgte unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Aufgrund des Geständnisses hatte der zuständige Staatsanwalt keine weiteren Ermittlungen wie DNA-Analysen, Rufnummernerfassung und Ähnliches in Auftrag gegeben, was vom Richter mehrmals scharf kritisiert wurde. Nun sollen einige dieser Dinge nachgeholt werden. Außerdem wurde vergessen, für Donnerstag auch die psychiatrische Sachverständige zu laden. Die Verhandlung wurde vertagt. (APA)