Nordische Ski-WM

Vier alte Herren kombinieren wie in guten alten Zeiten

Die nordischen Kombinierer sind nicht mehr jung – aber erfolgreich. Heute wollen sie in altbewährter Manier nach einer Medaille greifen.

Aus Predazzo: Susann Frank

Predazzo –Mario Stecher nahm seinen Stuhl einfach mit. Während die anderen Teamkollegen Rede und Antworten standen, setzte sich der 35-jährige nordische Kombinierer nieder. „Das ist aber nicht wegen des Alters“, scherzte der Wahl-Tiroler. In seiner 21. (!) Weltcupsaison grenzt es schon fast an ein Wunder, dass Mr. Kombination eineinhalb Monate nach seiner neunten Knieoperation rechts vor den Journalisten Platz nimmt und über den heutigen Start bei der WM in Val di Fiemme spricht (10/15 Uhr/ORF eins live): „Es ist zwar ein Irrglaube, dass ich ausgerastet herkomme und alles zerreiße, davon bin ich weit weg. Aber ich will das Team unterstützen.“ – Das alte, eingeschworene.

Neben dem im Pitztal wohnenden Stecher starten noch der 35-jährige Absamer Christoph Bieler, der 32-jährige Fulpmer Willi Denifl und der 30-jährige Salzburger Bernhard Gruber. Sozusagen eine Altherrentruppe? „Das ist nichts, worauf wir stolz sind, weil leider noch keiner in unsere Fußstapfen treten konnte“, erklärte Stecher: „Aber es spricht für uns, dass wir noch mithalten können.“

Und wie! Gruber, Dritter derzeit im Gesamtweltcup, reist ebenso mit dem Selbstvertrauen eines Siegers an wie Bieler. Beide gewannen ihren letzten Weltcupeinsatz. Gruber vor drei Wochen in Sotschi (RUS), Bieler vor eineinhalb Wochen in Almaty (KAZ). „Ich erwarte mir schon einiges, weil ich mich sehr stark und fit fühle, das ist vielversprechend“, sagte Gruber. Ihn beflügelt nicht nur diese Saison, sondern auch die Erinnerung an die vergangene WM. Dort liefen er und Stecher mit der Mannschaft zweimal zu Gold.

Dieses Erlebnis fehlt Bieler, dafür geben ihm andere Erinnerungen Kraft: die der Geburt seines Sohnes Jakob am 28. Jänner. Almaty, sein erster Sieg seit drei Jahren und der WM-Ort Predazzo. Dort lief er vor zehn Jahren mit der Mannschaft zu seiner ersten Goldmedaille. „Es ist zwar keine Garantie für den Erfolg: Aber an diesen Ort habe ich einfach nur sehr gute Erinnerungen“, erzählte Bieler. Sein Tiroler Kollege Denifl stimmte sofort zu: „Ich denke oft zurück an diese Zeit, habe eine Gaudi damit und vielleicht können wir das hier wiederholen.“

Die selektive Loipe und der Rückenwind auf der Schanze kommen den „alten Herren“ und damit erfahrenen Athleten entgegen, um an die guten, alten Zeiten anschließen zu können. Auch wenn sie nicht mehr ganz ohne Schmerzen antreten. So erhob sich Mario Stecher erst vom Stuhl, als alles gesagt war. Der zweifache Olympiasieger und fünffache WM-Medaillengewinner hätte übrigens auch ohne Nominierung in Predazzo Platz genommen. Laut Cheftrainer Christoph Eugen bringt der alte Herr immer frischen Wind und gute Stimmung in das Team.