Kritiker sehen Potenzial der Porta Claudia nicht genutzt
Die geplante Scharnitzer Umfahrung sowie fehlende Initiativen des Trägervereins würden die Wiederherstellung der Grenzfeste aufhalten.
Von Sabine Kuess
Scharnitz –Ein „zu Tode beruhigtes“ Scharnitz befürchtet Architekt Michael Prachensky in einem offenen Brief an Landeshauptmannstellvertreter Anton Steixner. Die geplante Umfahrung für Scharnitz „zerstört wesentliche Teile der Festung bzw. deren Erscheinungsbild über dem Talkessel“, kritisiert der Verfasser. Mit der Grenzfeste Porta Claudia mitten im Ort und dem Naturschutzgebiet Alpenpark-Karwendel habe Scharnitz laut Prachensky ein „enormes Potenzial, sich zu vermarkten“. „Als noch im Vorstand des Vereins ‚Revitalisierung der Porta Claudia‘ verwehre mich vehement gegen die derzeitige Umfahrungslösung“, betont er.
Für die Obfrau des Vereins zur Erhaltung des Kulturguts, Bürgermeisterin Isabella Blaha, geht das Schreiben Prachenskys zu weit: „Es gibt seit der letzten Generalversammlung einen neuen Vorstand. Prachensky hat sich nicht mehr gerührt“, stellt Blaha klar, dass der Schreiber nicht mehr dem Vorstand angehöre. Sie werde sich mit LHStv. Steixner kurzschließen. Zum Inhalt des offenen Briefes sagt sie: „Dafür sind wir jetzt schon zu weit, als dass jetzt eine Umkrempelung stattfinden könnte.“ Das Potenzial der Porta Claudia für eine touristische Vermarktung sehe sie auch: „Ich bin dafür, dass die Porta Claudia wesentlich besser hergezeigt und vermarktet wird.“ Es gebe Ansätze „von meinem unmittelbaren Vorgänger“.
Unter Altbürgermeister Walter Lechthaler wurde der Verein zur Wiederherstellung der Porta Claudia gegründet. Er sieht das Kulturgut durch den Umfahrungsbau nicht gefährdet, wie er auf Anfrage der TT erklärt: „Eine ‚Zu-Tode-Beruhigung‘ gibt es fast bei allen Umfahrungen von kleinen Orten. Das hat mit der Porta Claudia nichts zu tun.“ Bei der Wiederherstellung der Grenzfeste gehe aber nichts weiter. „Alle Vorbereitungen sind eingeschlafen, vielleicht ergibt sich einmal in ein paar Jahren wieder was“, glaubt das Gründungsmitglied nicht an Fortschritte in naher Zukunft.
Es tue ihm „wahnsinnig leid. Seit meine Nachfolgerin den Verein übernommen hat, tut sich nichts mehr“, betont Lechthaler. Im Sommer 2010 habe sich der Vorstand bei der Generalversammlung formiert. „Seither gibt es werde ein Protokoll noch eine Sitzung. Wir waren auf einem starken Weg“, sieht Lechthaler den Verein im „Tiefschlaf“. BM Blaha betont, dass „in Bälde eine Versammlung ansteht“. Einen genauen Zeitpunkt konnte sie noch nicht nennen, „weil wir die Planungen abwarten wollten“, spielt sie auf die Umfahrung an. Der Zeitplan für deren Umsetzung wurde laut Siegmund Fraccaro vom Land Tirol bisher eingehalten. Nach Ostern sollen die Erkundungsbohrungen beginnen. Parallel werden zurzeit das Straßeneinreichsprojekt und die Begleitplanung erstellt.