Einzige Gemeinsamkeit heißt „7,5“

Das Kulturzentrum in Lermoos war Mittwochabend beim TT-Forum zum Thema Ausbau Fernpassroute bis auf den letzten Platz besetzt. Die Lkw-Tonnagebeschränkung wollen alle, sonst bleibt wenig Verbindendes.

Von Helmut Mittermayr

Lermoos –„Wir sind beauftragt, Entscheidungsgrundlagen für einen Fernpass-Scheiteltunnel vorzubereiten. Die geologischen Verhältnisse dürften schwierig sein. Denn der Fernpass ist ein Felssturz.“ Der Außerferner Baubezirks­amtschef Wolfgang Haas machte beim TT-Forum in Lermoos klar, dass die Tunnelvariante von Seiten des Landes als realisierbar angesehen wird und eine Grundlagenerhebung angelaufen ist. Der Moderator des Abends, Chefredakteur Mario Zenhäusern, konnte das nur bestätigen. LHStv. Toni Steixner hatte ihm kurz vor der Podiumsdiskussion erklärt, dass der Scheiteltunnel in Angriff genommen werden sollte. Ganz im Gegensatz zum Tschirgantprojekt, das bis zur Unrealisierbarkeit rückgestuft worden sei.

Für den Ausbau des Scheiteltunnels sprach sich auch die Außerferner VP-Abgeordnete Sonja Ledl-Rossmann aus. Mit weiteren, sanften flankierenden Maßnahmen sollte eine bessere Flüssigkeit des Verkehrs auf der B 179 erreicht werden. Ähnlich argumentierte auch Wirtschaftsbundobmann Peter Müller, der sich seit zwei Jahren intensiv mit dem Thema beschäftigt. Allein die beiden Fußgängerübergänge am Fernsteinsee auf Imster Seite würden den Verkehr immer wieder zum Erliegen bringen. Beide erklären unisono, dass an der 7,5-Tonnen-Tonnagebeschränkung, die den internationalen Lkw-Transit auf der Fernpassstrecke verhindert, nicht gerüttelt werden dürfe. Die Problematik: Die Beschränkung definiert sich über hochalpine Steigungen und Kurvenradien. Jede starke Verflachung der Straße könnte sie zum Kippen bringen. Ob auch der Scheiteltunnel schon Grund genug dafür wäre, war an diesem Abend nicht zu klären.

Überhaupt einte die Aufrechterhaltung der 7,5-t-Beschränkung die Redner an diesem Abend. Sonst nichts. LA Thomas Schnitzer (Team Gurgiser) aus Ehrwald warf etwa der ÖVP in Bausch und Bogen vor, dass sie die Bevölkerung in Sachen Tunnelbau seit 30 Jahren „anlüge“. Vorteile aus dem Straßenbau hätten immer nur andere gehabt, nie die Bevölkerung, die hier lebe. LA Georg Willi brachte einen völlig neuen Aspekt ein. Er hielt nichts von einem Scheiteltunnel. Ein Dosiersystem sei die Lösung. Eine gewisse Menge an Verkehrsteilnehmern sollte zugelassen werden, der Rest müsse außerhalb warten, bis er in die B 179 einfahren dürfe. Sofort erntete er den Vorwurf des Florianiprinzips, er würde den Stau ja nur verlagern.

Am Podium betonte die Lermooser Bürgermeisterin Maria Zwölfer, dass sie es leid sei, den Ortsnamen immer nur aus den Staunachrichten zu hören. Für einen Tourismus­ort auf die Dauer ein untragbarer Zustand. Gleichlautend argumentierte auch der Lermooser Hotelier Ernst Mayer, der Ausbaumaßnahmen nicht abgeneigt schien. Fritz Jäger aus Breitenwang rechnete wiederum vor, dass der Schwerverkehr, wenn man nur jene Fahrzeuge einbeziehe, die die Bevölkerung unter Lkw verstehe (nicht Busse oder Pkw mit Anhänger) seit 2005 um 17 Prozent abgenommen habe. Der Schwerverkehr mache nur noch fünf Prozent des Gesamtaufkommens auf der Strecke aus.

Bezirkspolizeichef Egon Lorenz verteidigte die Arbeit seiner Leute. Es sei vermessen zu glauben, dieses komplexe Problem könne mit Polizeiarbeit gelöst werden. B 179-Anrainer Günther Zotz aus Wengle gab zu bedenken, dass hinter der „zu niedrigen“ Lärmschutzwand mit einem Nachbarn kein vernünftiges Wort gewechselt werden könne. Er forderte dringend Verbesserungen.