Große Mengen Pferdefleisch aus Kanada in Kärntner Lager entdeckt
Der Skandal um falsch deklariertes Fleisch zieht in Österreich immer weitere Kreise. Nach Kärntner Würsten wurde auch in einem Dönerkebab in Wien Pferdefleisch entdeckt. Der Kärntner Fleischer weist unterdessen alle Vorwürfe zurück, obwohl bis zu 27 Prozent Pferdefleisch in seinen Produkten festgestellt wurden.
Wien – Der Pferdefleischskandal hat in Österreich mittlerweile eine neue Dimension erreicht. Neben Tiefkühlprodukten wurde Pferde-DNA in Wurstprodukten einer Kärntner Fleischerei sowie in einem Kebap-Spieß in Wien gefunden. Eigentlich war das Produkt der Firma Lilla Gastronomie KG in Ottakring als Rind-Kalb-Puten-Drehspieß deklariert, informierte die AGES am Donnerstag.
Unterdessen wurde auch bekannt, dass die Supermarktketten Zielpunkt und Unimarkt bereits vergangene Woche einen Produktrückruf für Tiefkühllasagne veranlasst hatten. Insgesamt wurden in ganz Österreich laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bisher 160 amtliche Proben gezogen, rund 70 davon bereits untersucht.
Kärntner Fleischer weist Vorwürfe zurück
Während die Tiefkühlprodukte mit undeklariertem Pferdefleisch alle von ausländischen Herstellern produziert wurden, geriet am Mittwoch erstmals auch ein österreichischer Hersteller - die Lavanttaler Fleischerei Freitag aus St. Georgen - in den Fokus des Skandals. Die Firma wies am Donnerstag alle Vorwürfe, absichtlich Pferdefleisch in ihre Produkte gemischt zu haben, zurück.
Die Kärntner Wurstprodukte „Kärntner Hauswürstel“ und „Lavanttaler Bauernsalami“ wurden zumindest über die Handelskette Billa in ganz Österreich vertrieben. „Wir haben die Produkte natürlich schon aus den Regalen genommen, der Lieferant ist gesperrt“, sagte eine Rewe-Sprecherin am Donnerstag zur APA. Bei den Ketten Adag, Spar sowie MPreis waren Produkte des Kärntner Fleischers fast ausschließlich in Kärnten und Osttirol erhältlich. Auch sie haben den Produzenten gesperrt.
„Spar hat die betroffenen Produkte ausschließlich in Kärnten und Osttirol vertrieben“, sagte eine Unternehmenssprecherin. Auch bei MPreis wurden die Würste vornehmlich in Kärnten und Osttirol, aber auch in kleinen Mengen darüber hinaus angeboten. MPreis hat noch Filialen in Nord- und Südtirol sowie Salzburg.
„Die vorläufigen Ergebnisse sind am Mittwoch eingelangt, in der Salami wurden 27,2 Prozent Pferdefleisch festgestellt, bei den Hauswürsteln beträgt der Anteil 18 Prozent“, sagte der Leiter der Lebensmitteluntersuchungsanstalt (LUA), Gunther Vogl. Ob sich Medikamentenrückstände im Fleisch befinden, steht noch nicht fest, da wartet die LUA noch auf die endgültigen Ergebnisse.
Pferdefleisch aus Kanada gefunden
Die Kontrollore fanden in dem Betrieb nicht gekennzeichnetes Tiefkühlfleisch, ob es sich um Pferdefleisch handelt, steht noch nicht fest. In einem Tiefkühllager in Klagenfurt, wo die Fleischerei sich eingemietet hat, wurden einige Tage nach der Kontrolle der Fleischerei aber große Mengen Pferdefleisch gefunden, die aus Kanada stammen.
Tatsache ist, dass laut LUA-Chef Vogl die Angaben auf den Produkten „zur Irreführung geeignet“ seien und die Würste daher nicht in Verkehr gebracht hätten werden dürfen. Eine Gesundheitsgefährdung liege allerdings „mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht vor“.
Vogl erklärte aber auch, dass als „Kärntner Hauswürstel“ und als „Lavanttaler Bauernsalami“ deklarierte Produkte eigentlich nur mit aus Kärnten stammenden Zutaten hergestellt werden dürften. Zugekauftes Fleisch aus anderen Ländern dürften vor allem dann nicht verwendet werden, wenn dezidiert mit der Herkunft geworben werde, sagte der Leiter der Lebensmittelaufsicht, Klaus Dutzler.
Die beiden Wurstwaren sind auf der Verpackung mit dem Kärntner Wappen versehen, es hätte also kein „Fremdfleisch“ verwendet werden dürfen. Das Bundeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft wurden eingeschaltet.
Zielpunkt nahm Tiefkühl-Lasagne aus den Regalen
Ebenfalls am Donnerstag wurde bekannt, dass die Supermarktketten Zielpunkt sowie die ebenfalls zur oberösterreichischen Pfeiffer-Gruppe gehörende Lebensmittelkette Unimarkt das Produkt Tiefkühl-Lasagne-Bolognese 400 g der Eigenmarke „Jeden Tag“ bereits vergangene Woche aus seinen Filialen entfernt hat. Nun ergaben Untersuchungen, dass der Artikel der ZHG-mbH Spuren von Pferdefleisch enthält, hieß es am Donnerstag. Die Öffentlichkeit wurde vergangene Woche mittels Produktrückruf in den Filialen darüber informiert, die Medien via Aussendung erst heute.
Als erster in Österreich von nicht deklariertem Pferdefleisch betroffen war der Diskonter Lidl. Dieser nahm bereits vergangene Woche nach einer Eigenuntersuchung zwei Produkte aus dem Sortiment und informierte die AGES sowie via Aussendung die Medien darüber.
Laut Informationen der AGES ist der Handel laut Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz (LMSVG) dazu verpflichtet, die Öffentlichkeit zu informieren, wenn Produkte zurückgerufen werden. In welcher Art das jedoch erfolgt, sei nicht wirklich definiert, sagte eine Sprecherin.
Auf Nachfrage der APA hieß es am Donnerstag aus dem Gesundheitsministerium, dass die Schwerpunktkontrollen, die bisher Tiefkühlprodukte im Visier hatten, nun auch auf weitere Fleischprodukte ausgeweitet werden. (APA, TT.com)