Als „Joker“ betrat mutmaßlicher Mörder eine Kinderkrippe
„Ohne Vorwarnung hat der junge Mann sich darangemacht, mit einem Messer zuzustechen“, heißt es in der Anklageschrift.
Gent – Mit einer auf das Gesicht geschminkten Comic-Maske, mit Messern und einem Beil betrat der junge Mann die Kinderkrippe. Was dann folgte an einem Jännertag vor vier Jahren, löste in Belgien und über dessen Grenzen hinaus Entsetzen aus: „Ohne Vorwarnung hat der junge Mann sich darangemacht, mit einem Messer zuzustechen“, heißt es in der Anklageschrift, die am Freitag beim Prozess im flämischen Gent verlesen werden soll. Fest steht, dass es am 23. Jänner 2009 ein Blutbad gab, bei dem zwei Babys und eine ihrer Betreuerinnen starben.
Tatort war die flämische Kleinstadt Dendermonde 30 Kilometer von Gent. Der damals 20 Jahre alte Mann fuhr laut Anklage nach monatelangen Vorbereitungen am Vormittag mit dem Fahrrad zur Krippe „Fabelland“ und ging hinein. Für seine Tat hatte er sich makaber hergerichtet: Das Gesicht war weiß und schwarz geschminkt, die Haare rot gefärbt, die Augen schwarz untermalt. Offensichtlich wollte er dem „Joker“ ähneln, einer wahnsinnigen Figur aus der „Batman“-Reihe, die Panik sät und Böses um des Bösen willen tut.
Als erstes stieß der „Joker“ laut Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auf die 54 Jahre alte Marita Blindeman. „Ich habe eine Frage an Sie, können Sie mir helfen?“, soll er die Mitarbeiterin der Krippe gefragt haben - um gleich darauf zuzustechen. Dann ging er zu dem über, was die Menschen am meisten entsetzte. Der junge Mann erstach laut Anklage den sechs Monate alten Corneel und die neun Monate alte Leon. Eine Viertelstunde wütete er, verletzte weitere Kinder und Mitarbeiter. Die Anklage legte ihm später 22 Mordversuche zur Last.
Vermutlich hätte der Angreifer seine Mordserie noch fortsetzen wollen. Nach Erkenntnissen der Ermittler wollte der Verdächtige noch zwei weitere Krippen, eine Polizeischule oder selbst das Staatsoberhaupt König Albert II. attackieren. Doch eine Stunde nach dem Blutbad im „Fabelland“ wurde er von einem Polizisten gestoppt.
Beim Prozess dürfte nun die Frage nach der Schuldfähigkeit des heute 24-Jährigen eine der wichtigsten und zugleich umstrittensten werden. Gutachter haben bejaht, dass er „zwischen gut und böse unterscheiden“ könne. Die Taten selbst hatte der Beschuldigte weitgehend zugegeben. Zudem gestand er den Mord oder Totschlag an einer 72-jährigen Frau eine Woche vor dem Amoklauf in der Krippe. (APA)