Doch kein Ende im Telekom-Prozess: neuer Zeuge geladen
Der siebte Verhandlungstag im Telekom-Prozess begann am Freitag mit regem Medienandrang. Zu den angekündigten Urteilssprüchen wird es heute aber nicht mehr kommen. Ein weiterer Zeuge wurde geladen.
Wien – Am heutigen siebenten Verhandlungstag fällt im Telekom-Prozess rund um die Aktienkursaffäre 2004 und Korruption nun doch kein Urteil. Dass weitere Verhandlungstage angesetzt werden könnten, war bereits vor dem heutigen Verhandlungsbeginn klar. Und tatsächlich wurde ein weiterer Zeuge geladen.
Unter erneut großen Medienandrang begann zuvor die Verhandlung mit der Befragung eines Zeugen aus der internen Revision der Telekom Austria begonnen.
Neben der Befragung des einzigen Zeugen gleich zu Beginn hat der Staatsanwalt eine Stellungnahme abgegeben. Zwei Verteidiger stellten zudem Anträge auf Gutachten und Einvernahme von Sachverständigen und Zeugen. All dies Anträge wurden abgelehnt, bis auf einen: die Ladung eines Zeugen, wodurch ein weiterer Verhandlungstag notwendig wird.
Den fünf Angeklagten drohen wegen schwerer Untreue bis zu 10 Jahre Haft.
Interner Revisor: Zeuge S. spricht über Scheinaufträge und Prämien
Der interne Revisor, Zeuge S., der Telekom Austria hat im Zeugenstand über die Scheinaufträge des Unternehmens an den Lobbyisten Peter Hochegger sowie das Manager-Optionsprogramm Auskunft gegeben.
Das laut Anklage 8,87 Mio. Euro schwere Prämienprogramm für 96 Telekom-Manager wurde durch den Kurssprung in letzter Minute ausgelöst, den der Euro-Invest-Broker Johann Wanovits für eine Gegenleistung von fast 1 Mio. Euro aus der Telekom erzielt hatte. Die nun wegen Untreue angeklagten Ex-Telekom-Vorstände zahlten ihre Prämien nicht zurück, so der Zeuge.
Lediglich der viertangeklagte Ex-Telekom-Prokurist Josef Trimmel zahlte seine Prämie aus dem Optionsprogramm, nämlich den netto erhaltenen Vorteil von 112.350 Euro, an die Telekom zurück. Der Hauptangeklagte Ex-Vorstand Rudolf Fischer hat sich teilschuldig bekannt für die Genehmigung einer Zahlung an den Lobbyisten Peter Hochegger, aus der dieser 500.000 Euro in bar für die Entlohnung von Broker Wanovits entnahm. Fischer zahlte der Telekom 500.000 Euro zurück.
Fette Prämien bar ausbezahlt
Die drei angeklagten Ex-Vorstände – Fischer, Ex-Finanzvorstand Stefano Colombo und Ex-Generaldirektor Heinz Sundt – zahlten ihre Prämien an die Telekom nicht zurück. Alle drei nahmen im Jahr 2004 die Barauszahlungsvariante in Anspruch und erhielten keine Aktien. Jeder der drei bekam 392.719 Euro brutto bzw. 196.359 Euro netto.
Colombo habe der Telekom angeboten, seine Prämie auf ein Treuhandkonto zu legen bzw. einer karitativen Einrichtung zu spenden. Daraufhin sei aber keine Antwort der Telekom gekommen, so Colombos Anwalt. Als börsenotierte Gesellschaft könne die Telekom nicht so einfach auf ihre Forderungen verzichten, erläuterte Telekom-Privatbeteiligtenvertreter Norbert Wess.
Die Telekom habe mit den noch im Konzern aktiven Managern Gespräche über die freiwillige Rückzahlung ihrer Prämien geführt, berichtete der Zeuge. Dabei habe sich die Mehrheit in individuellen Vergleichsvereinbarungen bereit erklärt, rund 70 Prozent der Netto-Prämien an die Telekom zurückzuzahlen.
„Keine Beteiligung an der Kursmanipulation“
461.000 Euro wurden zur Rückzahlung versprochen, davon seien rund 85.000 Euro noch ausständig. Aus Bemühungen mit ausgeschiedenen Mitarbeitern seien bisher keine Zahlungen und auch keine Vereinbarungen eingelangt. Diese hätte mit Begründungen wie „gutgläubiger Erwerb“ oder „keine Beteiligung an der Kursmanipulation“ eine Rückzahlung abgelehnt.
Der jetzige Telekom-Chef Hannes Ametsreiter hatte seine Prämie, die deutlich geringer als jene der Ex-Vorstände war, zunächst auf ein Treuhandkonto gelegt, aber bald zur Gänze an die Telekom zurückgezahlt – Brutto, wie der Zeuge betonte.
Der frühere Telekom-Chef Boris Nemsic habe seine Prämie auf ein Treuhandkonto gelegt, es gebe eine Treuhanderklärung über 160.000 Euro netto. Darin habe Nemsic Bedingungen für die Rückzahlung festgehalten. (tt.com, APA)