Düstere Aussichten: Eurozone steckt auch 2013 in Rezession fest
Angesichts der hartnäckigen Krise bleibt die lang erhoffte Erholung der Wirtschaft in den Euroländern auch 2013 aus. Österreich wächst voraussichtlich minimal. Doch die großen Euroländer schwächeln.
Brüssel – Die Aussichten für 2013 sind düster. 2013 wird der Euroraum laut EU-Prognose weiter tief in der Rezession stecken; die Wirtschaftsleistung bzw. das wird voraussichtlich um 0,3 Prozent schrumpfen. Das sagt die Die EU-Kommission in ihrer am Freitag veröffentlichten Konjunkturprognose voraus. Für Österreich geht die EU von einem Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent für das laufende Jahr in Österreich voraus. Damit steht Österreich deutlich besser als die Eurozone da.
Grund dafür ist die Schwäche der großen Volkswirtschaften. Für Frankreich erwartet die EU-Kommission nur ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent. In Italien wird die Wirtschaft um ein Prozent einbrechen und im krisengeschüttelten Spanien um 1,4 Prozent.
Sorgenkinder weiter in Abwärtsspirale
Zudem belasten die anhaltenden Schwierigkeiten der Euro-Sorgenkinder die Aussichten für dieses Jahr. Auch die Konjunkturlokomotive Deutschland werde mit 0,5 Prozent nicht mehr ganz so stark zulegen können und erst 2014 wieder deutlich um zwei Prozent wachsen.
Negativ entwickelt sich die Wirtschaftsleistung 2013 wohl auch in den Niederlanden. Die Kommission rechnet mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP)-Rückgang von 0,6 Prozent. Heftig erwischt es einmal mehr die europäischen Sorgenkinder Griechenland (minus 4,4 Prozent) und Zypern mit minus 3,5 Prozent.
Außerhalb der Eurozone kämpft nur Ungarn mit einem prognostizierten Rückgang seiner Wirtschaft um 0,1 Prozent. Für Polen erwartet die EU-Kommission heuer ein Plus von 1,2 Prozent, für Großbritannien ein Wachstum von 0,9 Prozent.
Am besten steht in der Eurozone Estland mit einem geschätzten BIP-Plus von 3,0 Prozent im laufenden Jahr da.
Das schwache Wachstum schlägt voll auf die Staatshaushalte durch. Laut Prognose werden die 17 Euroländer in diesem Jahr noch höhere Defizite machen als bislang erwartet. Das Minus werde sich im Euroraum auf 2,8 Prozent der Wirtschaftsleistung belaufen - bislang waren 2,6 Prozent erwartet worden.
Aufschwung erst 2014
Der Aufschwung wird erst 2014 kommen. Die EU rechnet mit einem Plus von 1,4 Prozent für die Eurozone. In Österreich wird dann nach Schätzungen der EU-Behörde die Wirtschaft um 1,9 Prozent wachsen können. In der gesamten EU rechnet die EU-Kommission 2013 mit nur 0,1 Prozent Wachstum. 2014 soll die Konjunktur dann EU-weit wieder um 1,6 Prozent anziehen.
Positive Signale kommen aber aus Deutschland. Die dortige Wirtschaft steht vor einem neuen Aufschwung. Die Stimmung in den Chefetagen hellte sich im Februar bereits den vierten Monat in Folge auf und ist nun so gut wie seit zehn Monaten nicht mehr. Der Ifo-Geschäftsklimaindex kletterte um 3,1 auf 107,4 Punkte, teilte das Münchner Ifo-Institut am Freitag mit. Ökonomen hatten nur 105,0 Punkte erwartet.
„Die deutsche Wirtschaft nimmt Fahrt auf“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Sowohl in der Industrie als auch bei den Dienstleistern, im Großhandel und in der Bauwirtschaft erhielt das Lager der Konjunkturoptimisten Zulauf.
Deutschland wieder auf Wachstumskurs
Damit mehren sich die Hinweise, dass das BIP zu Jahresbeginn wieder wächst. Im vierten Quartal 2012 war es mit 0,6 Prozent so stark eingebrochen wie seit dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise Anfang 2009 nicht mehr.
„Schon im ersten Quartal werden wir wieder ordentliches Wachstum sehen, das den heftigen Rückgang zum Jahresende größtenteils kompensiert“, sagte der Chefvolkswirt der staatlichen Förderbank KfW, Jörg Zeuner. „Ich rechne mit einem Quartalsplus von 0,4 Prozent.“ Ifo-Experte Klaus Wohlrabe erwartet ein Plus von 0,2 Prozent.
Arbeitsmarkt steuert auf neue Rekordarbeitslosigkeit zu
Während die Prognose für den Arbeitsmarkt EU-weit düster aussieht, kann Österreich auch hier weiterhin mit der niedrigsten Arbeitslosenrate in der Union rechnen, nämlich 4,5 Prozent 2013 und 4,2 Prozent 2014; 2012 betrug sie 4,4 Prozent.
In Griechenland wird die Arbeitslosenquote laut der Prognose heuer auf 27,0 Prozent klettern, in Spanien auf 26,9 Prozent. Auch in Frankreich (10,7 Prozent), Italien (11,6 Prozent), Zypern (13,7 Prozent) und Portugal (17,3 Prozent) liegt die Rate im zweistelligen Bereich. EU-weit rechnet die EU-Kommission heuer mit einem Anstieg auf 11,1 Prozent Arbeitslose. Auch 2014 werden für die EU wenig bessere 11,0 Prozent vorhergesagt, für die Eurozone 12,1 Prozent.
Österreich dürfte heuer Defizit auf 2,5 Prozent drücken
Die Budgetkonsolidierung wird sich indes vor allem in den Ländern der Eurozone fortsetzen. Die EU-Kommission erwartet im laufenden Jahr ein durchschnittliches Defizit in der Währungsunion von 2,8 Prozent, also unterhalb der Maastricht-Schwelle von drei Prozent. Österreich wird demnach sein Defizit heuer auf 2,5 Prozent drücken und im nächsten Jahr auf 1,8 Prozent.
Die höchste Neuverschuldung unter den Euro-Ländern werden schätzungsweise Irland mit 7,3 Prozent aufweisen, gefolgt von Spanien (6,7 Prozent), Slowenien (5,1 Prozent) und Portugal (4,9 Prozent). Griechenland wird nach der Prognose sein Defizit auf 4,6 Prozent reduzieren, Zypern auf 4,5 Prozent.
„Wir haben enttäuschende, belastbare Daten vom Ende vergangenen Jahres, ein bisschen optimistischere weiche Daten für die jüngste Vergangenheit und steigendes Investorenvertrauen in die Zukunft“, sagte EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn. Der EU-Kommissar warnte die EU-Staaten vor einer Verschleppung von Reformen. Dies könnte einen positiven Stimmungsumschwung, Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen verzögern, sagte er.
Die Inflation wird sich wegen des erwarteten schwindenden Einflusses hoher Energiepreise heuer bei 1,8 Prozent im Euroraum stabilisieren, schätzt die Kommission. Für Österreich werden Inflationsraten von 2,2 Prozent (2013) bzw. 1,9 Prozent (2014) prognostiziert. (tt.com, APA)