Vor riesiger Herausforderung
Die Anforderungen an den Sozial- und Gesundheitssprengel Außerfern werden größer. Immer mehr Hilfsbedürftige treffen auf ein Weniger an Freiwilligkeit in der Gesellschaft.
Von Helmut Mittermayr
Reutte –Sich den Weg zur Arbeit freischaufeln – das kann sich wohl niemand vorstellen. Für die Mitarbeiter des Sozial- und Gesundheitssprengels Außerfern (SGS) ist diese Tätigkeit auch nicht gerade alltäglich, aber durchaus schon vorgekommen, wenn eine betreute Person allein zu Hause lebt. Die neue Bezirksführung des Roten Kreuzes Reutte legte jetzt nach 200 Tagen im Amt eine erste Bilanz vor und gab einen Ausblick auf künftig noch größere Herausforderungen im Bereich mobile Altenpflege.
SGS-Obmann Matthias König, die beiden Stellvertreter Klaus Witting und Wolfgang Winkler und Geschäftsführer Martin Storf stehen 21 Mitarbeitern im Bezirk vor, die „tagtäglich Großartiges leisten“, wie König beteuert. Der SGS Außerfern betreut flächenmäßig das größte Gebiet Tirols und ist in die Arbeitskreise Ehrwald, Zwischentoren, Vils, Oberes sowie Unteres Lechtal und Reutte aufgeteilt. Ein breitgefächertes Angebot wird für pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige zur Verfügung gestellt. Das tirolweit einzigartige Sozialmodell, das durch die enge Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz enorm profitiert, wird nun weiter ausgebaut.
Immerhin 153 Personen werden aktuell in ihrer gewohnten Umgebung betreut, weitaus mehr als etwa in den beiden Außerferner Alten- und Pflegeheimen untergebracht sind. Ein weiteres Einsatzgebiet stellt Essen auf Rädern dar. 50 Freiwillige versorgen 60 Hungrige täglich mit warmem Essen und stellen oft den einzigen Sozialkontakt zur Außenwelt her.
Das Service der mobilen Hauskrankenpflege ist nicht kostenlos. Immerhin sind elf diplomierte Krankenschwestern im Team tätig, dessen Leitung Josefine Lehmann-Selle zum Jahreswechsel übernommen hat. Der im vergangenen Jahr durchschnittliche Selbstbehalt für das „Full Service“ betrug zwischen 12 und 13 Euro pro Stunde. Immer abhängig von individuellen Einkommen und Belastungen und dem daraus errechneten Förderzuschuss.
Beim Blick in die Zukunft heißt es die Ärmel aufkrempeln. „Die Anforderungen werden enorm, aber wir stellen uns mit Freude den Aufgaben“, gibt der Reuttener Apotheker Matthias König die Richtung vor. Die älter werdende Bevölkerung und ein gesellschaftlicher Wandel zu immer kleineren Haushalten bringe ein Vielfaches an Arbeit. In zehn Jahren werde die Zahl der Außerferner, die älter als 75 Jahre sind, um 43 Prozent auf 3400 Personen angewachsen sein. Das bedinge auch ein deutliches Mehr an ausgebildeten Altenpflegern, die nirgendwo leicht zu finden seien, ließ König wissen. Auch ein Rückgang der Dienste Freiwilliger an der Gesellschaft im Allgemeinen werde die Situation noch verschärfen. „Umso mehr danke ich und schätze ich das Tun der Freiwilligen bei uns“, ließ König wissen.
Die Führung des Gesundheits- und Sozialsprengels Außerfern ist sich bewusst, dass eine Schnittstelle zwischen allen sozialen Trägern im Bezirk hergestellt werden sollte, die Hilfsbedürftigen und Angehörigen allumfassende Informationen über die verschiedensten Möglichkeiten geben kann.