Kunst

Gemalte Hauptsätze und ihre Nebensätze

Eines der seltenen Heimspiele der Malerin Claudia Hirtl in der Wörgler Galerie am Polylog.

Von Edith Schlocker

Wörgl –Dass Claudia Hirtl eine gebürtige Wörglerin ist, ist für Günther Moschig, den Kurator der Personale der in Wien lebenden Künstlerin in der Galerie am Polylog, nicht mehr als ein „netter Nebenaspekt“. Viel wichtiger ist für ihn die künstlerische Potenz der Position von Claudia Hirtl, die er – gefiltert durch ostasiatische Philosophien – in der Tradition des Informel sieht.

Bis zu zehn Jahre alte und ganz neue Bilder lässt die Künstlerin in den drei Räumen der Galerie – die übrigens die einzige in der knapp 13.000-Einwohner-Stadt Wörgl ist – in einen spannenden Dialog treten. In der Form von auf riesige Leinwände gemalten Haupt- und mehrteiligen Nebensätzen, die in einer Schrift geschrieben sind, die nicht nur japanisch anmutet, sondern dies auch ist. Allerdings aus einem konkreten erzählerischen Kontext disloziert und abstrahiert zum autonomen Bildzeichen. Ausgebreitet mit Hilfe von bis zu einem halben Meter breiten Pinseln auf der Bildfläche, wobei sich die anfangs mit konkreten Botschaften behafteten Zeichen auflösen, zur autonom malerischen Textur werden.

In ihrer Dynamik den Betrachter dazu auffordernd, den Zeichen zu folgen, ihren tieferen Sinn zu verstehen, der nichts mit einer banalen Geschichte zu tun hat. Sondern um so Existenzielles wie Herz, Seele und Geist kreist, wie ein Bild von 2009 vorführt, das Claudia Hirtl mit diesen drei Begriffen betitelt hat. Es besteht aus vier je 27 mal 200 Zentimeter großen Teilen, die zueinander horizontal exakt in Beziehung gesetzt sind. Genauso wichtig wie die bemalten Sequenzen sind aber auch die Zwischenräume, angelegt als frei assoziative Denkräume.

Für jedes ihrer Bilder beschränkt sich Claudia Hirtl, die viele Jahre in Japan gelebt hat, auf zwei Farben. Die sie, ihrer emotionalen Besetztheit bewusst, ganz gezielt einsetzt. Indem sie Erdiges mit Sperrigem mischt, jeweils ein organisches Pigment mit einem anorganischen. In nichts Zufälliges zulassendem, großem Gestus in Eitempera auf monochrome Hintergründe gesetzt. Wobei die Striche an ihren Enden bisweilen poetisch ausfransen, dann wieder exakt beschnitten daherkommen, lasierend dünn sind oder sich in Überlagerungen verdicken. Es gibt Bilder, in denen Hirtl mit ganz wenigen Zeichen auskommt, während es in anderen fast mustrig zu Flirren und Flimmern beginnt.

Während der Schau ist auch Christine Ljubanovics Film „Hirtl.Zeit-Weisen“ zu sehen.

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