Landesgericht

Zillertaler Gemeindekassier griff in Kassa - teilbedingte Haft

(Symbolbild)
© Julia Hammerle

21 Monate bedingte Haft und 2700 Euro Geldstrafe für untreuen Gemeindemitarbeiter, der an schwerer Krankheit leidet.

Innsbruck – Blindes Vertrauen in ihren Gemeindekassier endete für eine Zillertalgemeinde im Sommer des Vorjahres mit einem bösen Erwachen: Über Jahre hinweg soll der Mann kommunale Gelder offenbar zweckwidrig verwendet haben. Weder dem Überprüfungsausschuss noch dem Gemeinderevisor der Bezirkshauptmannschaft war jemals etwas aufgefallen. Als der langjährige Mitarbeiter im Urlaub weilte und Ungereimtheiten bei einer unerledigten Rechnung auffielen, kam das ganze Ausmaß nach und nach ans Licht. Eine fristlose Kündigung, polizeiliche Ermittlungen und ein Prozess folgten.

Der 49-jährige Gemeindekassier zeigte sich am Freitag vor Richter Georg Höfle bis auf eine Behebung von 2500 Euro umfassend geständig. Als Grund für seine Tat gab der Mann an, dass er 1998 von einer unheilbaren Krankheit erfahren habe, die ein weiteres Leben im Rollstuhl befürchten habe lassen. Durch regelmäßige Medikamenten-Einnahme ist das bislang jedoch nicht eingetreten.

In all den schwierigen Jahren habe er in einem für ihn kleinen Zeitfenster für sich und seine Familie noch Unternehmungen realisieren wollen, so der ehemalige Gemeindebedienstete vor dem Richter. Weiters versicherte der Kassier, dass er die Beträge immer habe zurück zahlen wollen. Ein Sparbuch seines Vaters hätte er in Aussicht. Bei der Gemeinde und den Bürgern entschuldigte sich der Angeklagte öffentlich.

Staatsanwalt Hansjörg Mayr auf Anfrage der Tiroler Tageszeitung: „Der Angeklagte steht im Verdacht, über einen langen Zeitraum Gelder vom Gemeindekonto veruntreut und für private Zwecke benutzt zu haben. Auf der jeweiligen Bank hatte er zudem vorgegeben, im Auftrag von Gemeindeorganen Behebungen zu tätigen.“ Der strafrechtlich relevante Veruntreuungsbetrag beträgt dabei laut Staatsanwalt Mayr 45.000 Euro und liegt somit knapp unter der Grenze von 50.000 Euro, ab der bis zu zehn Jahre Haft gedroht hätten. Die Anklage lautete auf Untreue und Betrug - bis zu drei Jahre Haft drohten. Am Freitagnachmittag fiel das Urteil: 21 Monate bedingte Haft und 2700 Euro Geldstrafe.

Damit aber nicht genug. Der Zillertaler war auch Kassier der örtlichen Schützenkompanie. Und auch hier stießen die Kameraden - hellhörig geworden aufgrund der Ereignisse im Gemeindeamt - im letzten Sommer auf Ungereimtheiten, worauf der Mann umgehend seines Amtes enthoben wurde. Außerdem ruht seine Mitgliedschaft bei den Schützen seit diesem Zeitpunkt. Zunächst wurde keine Anzeige erstattet, weil die Schützen die Sache erst intern mit dem Mann abklären wollten. Inzwischen, so heißt es seitens der Kompanie, laufen aber auch hier polizeiliche Ermittlungen.

Gegenüber der Tiroler Tageszeitung äußerte der Mann, dass er mit dem Fehlbetrag bei der Kompanie absolut nichts zu tun hätte, und hier für einen Fehlbetrag wohl nun ein Sündebock gesucht werde. Viel mehr habe er selbst die Kriminalpolizei um gemeinsame Ermittlungen gebeten, um den Sachverhalt so schnell wie möglich aufzuklären. (TT)