„Tunnelsperren unumgänglich“

Die Asfinag weiß um die Problematik einer längerfristigen Sperre des Arlbergtunnels. Alternativen gibt es aber keine, will man die Röhre sicherheitstechnisch aufrüsten.

Von Matthias Reichle

St. Anton, Langen –„Wir haben rund 90 Kunden in Vorarlberg“, erklärt Grissemann-Geschäftsführer Thomas Walser. Der Chef des Zammer Großmarkts schickt jede Woche mehr als zwölf Sattelschlepper mit Anhänger durch den Arlberg-Straßentunnel. Zweimal wird es dort im Rahmen der Generalsanierung des 14 Kilometer langen Bauwerks zwischen April und Ende November 2015 sowie zwischen April und Ende Oktober 2017 eine Totalsperre geben – die TT berichtete. „Das ist ein Wahnsinn“, betont Walser. Vor allem, weil über den Pass keine Anhänger angekoppelt werden dürfen. Betroffen ist nicht nur er.

Bei der Asfinag sieht man derzeit jedoch keine Alternativen zu den Tunnelsperren, es seien mehrere Varianten geprüft worden. Das ginge nur mit einer zweiten Röhre, erklärte Asfinag-Geschäftsführer Klaus Fink gestern. Und für diese gebe es aufgrund zu geringen Verkehrsaufkommens keine Notwendigkeit. „Es ist aber auch in unserem Sinn, die Sperren so kurz wie möglich zu halten.“ Die Asfinag selbst büße dadurch rund 30 Millionen Euro an Mauteinnahmen ein, betont er. Im Winter könne man die Strecke untertags offen halten. Zwischen 22 und 5 Uhr Früh werde der Verkehr wechselseitig angehalten.

Gestern präsentierte Fink mit Vorstand Alois Schedl die Details des Großprojekts. Grund für die Baumaßnahmen sei zum einen das Alter des Tunnels – er wurde 1978 in Betrieb genommen – sowie neuen Sicherheitsrichtlinien. Die Asfinag investiert zwischen 2014 und 2017 136 Mio. Euro in 37 neue Fluchtwege, acht zusätzliche Pannenbuchten sowie eine Sanierung des Bestandes. Auswirkungen auf die Höhe der Maut werde die Tunnelsanierung keine haben, versichern beide.

Eine Besonderheit im sanierten Tunnel soll ein so genannter Thermoscanner sein, der bei Bussen und Lkw die Gerätetemperatur prüft und sie im Notfall bereits vor dem Tunnel stoppt, um so Brände zu vermeiden. Ende 2013 dürfte man mit den Ausschreibungen beginnen, Mitte 2014 mit dem Bau. „Es ist Zeit genug, dass sich die Betroffenen vorbereiten“, so Fink.

Was das Anhängerverbot über den Pass betrifft, wird man im Verkehrsverfahren prüfen, ob hier eine Ausnahme möglich ist – der zuständige Verkehrsreferent der BH Landeck, Siggi Geiger, sieht keinen Grund, das von vornherein auszuschließen. Auch in St. Anton denke man bereits jetzt daran, neuralgische Punkte auf der Strecke nach St. Christoph zu entschärfen, sagte auch Bürgermeister Helmut Mall: „Für die Anrainergemeinden ist das natürlich ein Hammer.“ 8000 Fahrzeuge seien täglich unter dem Arlberg unterwegs. Auf der anderen Seite sei die Tunnelsicherheit sehr wichtig.

Keine Alternative ist derzeit, den Lkw-Verkehr komplett auf die Schiene zu verlegen. Eine Verbindung zwischen Pettneu und Langen sei unrealistisch, so ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel gestern. Aber die Bahn habe natürlich Kapazitäten. Man müsse das von Fall zu Fall prüfen.