Pferdefleisch-Skandal

67 positive Tests in Deutschland, 243 Proben in Österreich gezogen

Rund um den europaweiten Pferdefleisch-Skandal gibt es weiter Aufregung: In Deutschland waren bis Freitagabend 67 Fertigprodukte betroffen.

Berlin - In Deutschland ist nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums bis Freitagabend in 67 Fällen Pferdefleisch in falsch etikettierten Fertigprodukten nachgewiesen worden. Ein Ministeriumssprecher sagte der Zeitung „Bild am Sonntag“, bisher hätten die Kontrollbehörden der Bundesländer 830 Proben untersucht.

Spitzenreiter bei den positiven Labortests ist demnach Nordrhein-Westfalen mit 27 Fällen, gefolgt von Hessen (13), Baden-Württemberg (8) und Bayern (8). Weitere betroffene Länder sind Mecklenburg-Vorpommern (5), Brandenburg (4) und Hamburg (2). Bisher sei bei keiner Analyse das für Menschen gesundheitsschädliche Pferde-Medikament Phenylbutazon nachgewiesen worden.

Auch in fünf Drittstaaten (Schweiz, Brasilien, Liechtenstein, Norwegen und Hongkong) wurde Pferde-DNA in falsch etikettierten Nahrungsmitteln nachgewiesen.

Österreichweit bisher 243 Proben gezogen

In Österreich sind bisher 243 amtliche Proben gezogen worden. Laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wurden rund 100 davon bereits untersucht. Fündig wurden die Prüfer bisher in Tortelloni, Kärntner Wurstprodukten und einem Kebap-Spieß von einem Händler in der Slowakei.

Gesundheitsminister Alois Stöger (S) will die Strafen für falsche Lebensmittelkennzeichnung indes erhöhen. So soll die Höchststrafe bei Etikettenschwindel künftig 50.000 Euro anstatt bisher 20.000 Euro betragen, die Mindeststrafe im Wiederholungsfall 5000 Euro. So „rasch als möglich“ soll ein Gesetzesvorschlag vorgelegt werden, sagte ein Sprecher des Ministers ohne einen genauen Zeitrahmen zu nennen.

Pferdefleischskandal: 77% ändern Fleischkonsum nicht

Der Pferdefleischskandal hat wenig Auswirkung auf den Fleischkonsum der Österreicher. Die Mehrheit (77 Prozent) will deswegen nicht weniger Fleisch essen als zuvor. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Karmasin Motivforschung im Auftrag vom Nahrichtenmagazin „profil“ hervor.

Nur 21% der Befragten geben an, künftig weniger zu konsumieren. 2% wollten sich dazu nicht äußern.

Kontrollen bezüglich Hunde- und Katzen-DNA gefordert

Aktuell wird bei Schwerpunktaktionen nach Spuren von Schwein, Rind, Schaf, Pute, Huhn und Pferd gesucht. Geht es nach der FPÖ-Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch-Jenewein dann sollen die Kontrollen auch auf Hunde- und Katzen-DNA ausgeweitet werden.

„Man müsse sich fragen, ob wirklich nur Pferde aus Rumänien verarbeitet wurden und nicht auch Katzen oder Hundefleisch von den zigtausenden streunenden ‚Straßenkötern‘, so die Abgeordnete in einer Aussendung.

Spanghero gibt Handel mit Fleisch komplett auf

Die im Zentrum des Skandals stehende französische Firma Spanghero gibt den umstrittenen Handel mit Fleisch komplett auf. Das Unternehmen wird sich wieder auf sein Kerngeschäft konzentrieren, die Herstellung von Hackfleisch und Wurst sowie von Fertiggerichten, wie Spanghero am Freitagnachmittag erklärte. Mit den Arbeitnehmern verhandelt die Firma derzeit über mögliche Kurzarbeit.

Die französischen Behörden hatten Spanghero vor rund einer Woche zu einem Hauptverantwortlichen im europaweiten Pferdefleisch-Skandal erklärt. Demnach hatte die Firma im südwestfranzösischen Castelnaudary aus Rumänien bezogenes, gefrorenes Pferdefleisch wissentlich als Rindfleisch an die französische Firma Comigel weiterverkauft. Diese wiederum fertigte aus dem Fleisch Fertiggerichte, die in zahlreiche Länder geliefert wurden.

Firmenleitung und Beschäftigte von Spanghero hatten der sozialistischen Regierung in Paris vorgeworfen, ohne wirkliche Beweise das Unternehmen verurteilt zu haben. „Wir haben gedacht, dass es Rindfleisch ist“, versicherte Spanghero-Chef Barthélémy Aguerre. Wenn es „Mauschelei“ gegeben habe, dann außerhalb von Spanghero. Das Unternehmen verteidigte sich mit dem Hinweis, einen Zahlencode auf den Rechnungen für das bemängelte Fleisch, der international für Pferdefleisch stehen soll, habe die Firma lediglich als eine Artikelnummer des Händlers verstanden. (tt.com/APA/AFP/dpa)

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