HCI-Saison-Bilanz

Hanschitz: „Die Haie sind wieder eine Marke“

Schwarze Bilanzzahlen, reger Zuspruch von den Fans und ein gesichertes Budget für die kommende Saison – das Comeback in der Erste Bank Eishockeyliga erwies sich für Haie-Obmann Günther Hanschitz als goldrichtig.

Innsbruck –Die Fische haben es Günther Hanschitz angetan – nicht nur im Vereinswappen, sondern auch in Hinblick auf kulinarische Genüsse. Im selben Feinschmecker-Restaurant, wo er vor gut einem Jahr noch einen Wechsel in die erste italienische Liga lautstark andachte, bilanziert er zwölf Monate später voller Stolz über ein gelungenes Comeback im österreichischen Eishockey-Oberhaus.

Herr Hanschitz: Vor einem Jahr haben wir an dieser Stelle noch über einen Wechsel in die italienische Liga gesprochen. Das Verbandsveto führte die Haie dann zurück in die EBEL. Im Nachhinein muss man dafür wohl dankbar sein.

Günther Hanschitz: Italien war zum damaligen Zeitpunkt realistisch, finanziell war die EBEL aber die bessere Lösung. Nach dem Nein des Verbandes ist auch die Unterstützung der Liga gekommen, uns zurückzuholen.

Seitens des Hauptsponsors wurden nach Ihrem Entschluss für die EBEL auch Stimmen laut, die von „finanziellem Selbstmord“ sprachen.

Hanschitz: Die Nennung für die EBEL war das Wichtigste. Im Zuge dessen haben wir die Politik (Stadt und Land, Anm.) überzeugen können, dass dies der richtige Weg ist. Wir werden mit geringen schwarzen Zahlen bilanzieren.

Nach Seriensiegen und dem Titel in der Nationalliga wurden die Haie in der Erstklassigkeit auch für Niederlagen gefeiert. Ende gut, alles gut?

Hanschitz: Es war eine eigenartige Saison. Aber eines ist klar: Wenn wir nicht in die EBEL gegangen wären, hätten wir keine Zuschauer mehr gehabt. Wir sind jetzt mit unserem Tiroler Weg wieder eine Marke, haben eine Identität. Gott sei Dank haben wir diesen Weg gefunden und eingeschlagen.

Das gewohnt kritische Tiroler Publikum hat einen mit gutem Besuch trotz vieler Niederlagen eines Besseren belehrt.

Hanschitz: Weil die Leute eben unseren Weg honoriert haben. Wir werden ihn nicht verlassen und wissen, wo unser Potenzial liegt. Die Einheimischen sind nicht unser Problem. Die wollen wir alle behalten.

Bessere Legionäre kosten aber mehr Geld.

Hanschitz: Es ist klar, dass die Qualität eines ausländischen Spielers mit der Bezahlung einhergeht. Vielleicht finden wir junge, hungrige ausländische Spieler, die uns als Sprungbrett sehen. Oberste Prämisse bleibt aber weiterhin die schwarze Null.

Als Tabellenletzter bleibt sportlich in Saison Nummer zwei genug Luft nach oben.

Hanschitz: Wir können jetzt mitspielen und wollen uns weiter steigern. Wir können uns ja um elf Plätze verbessern (lacht). Es ist in naher Zukunft einfach unrealistisch, um den Titel mitzuspielen.

Auf der anderen Seite der Olympiahalle (FC Wacker, Anm.) wird oft gejammert, dass es kaum Sponsoren gebe. Ihnen ist es trotzdem gelungen, Geld aufzutreiben.

Hanschitz: Ein aufrichtiger Dank an alle, die uns unterstützt haben. Der Nödl-Transfer (Hotelkette Kaltschmid, Anm.) war ein Hammer. Im sechsstelligen Bereich findet man keine neuen Sponsoren. Es ist uns aber gelungen, namhafte Tiroler Unternehmen zu verpflichten. Ziel für die Zukunft muss es auch sein, auswärtige Firmen an Bord zu holen. Das Minimalbudget (2,2 Mio. €) inklusive der öffentlichen Hand ist fürs neue Jahr gesichert.

Wollen Sie auch in Strukturen investieren?

Hanschitz: Ich glaube, dass wir nicht schlecht strukturiert sind. Wir haben loyale Mitarbeiter, mit Norbert (Ried, Anm. d. Red.) einen jungen dazugewonnen. Wenn man selbst älter wird, besteht ja immer die Gefahr, dass man Scheuklappen aufhat.

Die Haie wurden 1994 auch von Ihnen gegründet. Wie stolz sind Sie zur Stunde persönlich?

Hanschitz: Ich bin sehr stolz, dass wir es geschafft haben, schuldenfrei nach drei Jahren Nationalliga wieder oben dabei zu sein. Ich bin seit knapp 20 Jahren an der Spitze, da gibt‘s nicht viele.

Wacker-Obmann Kaspar Plattner darf sich neuerdings Präsident nennen. Den Haien kam die Präsidentin (Agnes Dengg, Anm.) abhanden. Der Titel wäre für Sie zu haben.

Hanschitz: Ich brauche gar keinen Titel. Ich weiß, was ich brauche, machen kann und für den Verein leiste.

Sie denken aber darüber nach, einen neuen Präsidenten zu finden?

Hanschitz: Es wäre super, wenn wir einen gestandenen Tiroler Unternehmer als neuen Präsidenten gewinnen könnten, der sich für unsere Arbeit begeistert. Einen, der sagt: Für die Haie gebe ich meinen Namen her. Die Arbeit erledigen wir. Dafür musst du einen guten Stab haben, alleine bist du nichts wert.

Noch ein Blick hinüber ins Tivoli: Drücken Sie dem FC Wacker die Daumen?

Hanschitz: Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass Wacker oben bleibt, bin da absolut loyal. Fußball ist der Sport Nummer eins und es wäre für Tirol extrem tragisch, wenn Wacker absteigt.

Was gönnen Sie sich selbst nach dieser anstrengenden Saison?

Hanschitz: Ein Flascherl Rotwein mit meiner Frau. Die Frau und Familie muss auch mitspielen. Wenn keine starke Frau dahinter steht, hat man keine Chance.

Das Gespräch führte Alex Gruber