Die Bergrettung Lienz befindet sich selbst in Nöten
Lienz – Das Einsatzgebiet der Bergrettung Lienz erstreckt sich über fast ein Drittel der Fläche Osttirols und ist das größte Tirols. Von den...
Lienz – Das Einsatzgebiet der Bergrettung Lienz erstreckt sich über fast ein Drittel der Fläche Osttirols und ist das größte Tirols. Von den Landesgrenzen zu Kärnten bis Huben und Mittewald stellen sechzehn Gemeinden die ehrenamtlichen Helfer in der Not. Das Lienzer Becken mit den umliegenden Bergen, Tälern und den felsigen Gipfeln der Dolomiten im Süden verlangen nach spezieller Ausrüstung und Fachleuten. Berg- und Schluchtentouren, Klettersteige in allen Schwierigkeitsgraden und Wanderwege entführen Einheimische und Touristen auf Skiern oder in Wanderschuhen auch abseits der erschlossenen Gebiete in ein Eldorado für Sportbegeisterte und Naturgenießer.
„Wenn dann etwas passiert, sind wir da. Dafür bedanke ich mich bei euch. Wir Einsatzleiter können jederzeit auf jeden Einzelnen vertrauen. Auch die Zusammenarbeit mit unseren befreundeten Blaulichtorganisationen funktioniert bestens!“, sprach Martin Presslaber ein Lob an seine Vereinskollegen aus: „Zu den 30 Einsätzen im Jahr 2012 kamen 17 Übungen, Sommer wie Winter. Auch selten vorkommende Situationen wie Liftbergungen müssen perfekt beherrscht werden.“
Die Kommunikation über Funk, GPS-Positionsbestimmungen und die Orientierung im Gelände gehören ebenso zu den Anforderungen wie der richtige Umgang mit Bergegeräten. SAN-Übungen stellen die qualifizierte Ersthilfe am Unfallort sicher, bevor einer der sechs Bergrettungsärzte – oft mit dem Hubschrauber C7 – eintrifft.
Hier ortet Presslaber Verbesserungsbedarf: „Hubschrauberminuten kosten Geld. Aber auch Hubschrauberbergungen müssten trainiert werden, damit die Retter auf der sicheren Seite sind.“
Eine unzureichende Ausstattung sieht Ortsstellenobmann Herbert Zambra: „Lawinenbergungen sind oft gefährlich. Lawinenairbags können im Ernstfall das Leben der Helfer retten. Aktuell haben wir zu wenige, um unsere Suchmannschaft auszurüsten.“ Und er macht aufmerksam: „Wir arbeiten zwar ehrenamtlich. Trotzdem müssen wir natürlich unsere Einsätze in Rechnung stellen, da sind die Leute allzu oft überrascht. In den Medien sind immer wieder Berichte über hohe Hubschrauberkosten. Dabei kann auch schon ein Sucheinsatz 10.000 Euro kosten. Wir raten jedem zu einer entsprechenden Versicherung, damit auf eine glückliche Rettung nicht eine gesalzene Rechnung folgt!“
Der Stützpunkt der Bergretter ist im Alpenvereinshaus in Lienz untergebracht, platzt aber aus allen Nähten. Daher ist eine neue Einsatzbasis in Planung, eventuell als gemeinsame Lösung mit der Wasserrettung.
101 Mitglieder zählte die Ortsstelle Lienz im vergangenen Jahr, die Hälfte kommt aus der Bezirkshauptstadt. 73 Frauen und Männer sind Teil der aktiven Einsatzmannschaft. Drei Interessenten warten auf ihre Zulassung zur Anwärterprüfung, drei weitere befinden sich in Ausbildung, mit Michael Zambra, Markus Steiner und Frank Bürkle konnten drei neue Bergretter ihre Ausbildung abschließen und aufgenommen werden. Johann Guggenberger wurde für 40 Jahre Mitgliedschaft ausgezeichnet.
„Wir können mit unserem neuen kettengetriebenen Quad mit Anhänger endlich schweres Material in ausreichendem Umfang an die Unfallorte transportieren. Leider stoßen wir auf dem Weg dorthin immer wieder auf Behinderungen. Da werden eigenmächtig Schranken versperrt oder Bäume quer über den Fahrweg gelegt, um ‚Unbefugte‘ fernzuhalten!“, machen Martin Presslaber und Herbert Zambra ihrem Ärger Luft: „Im Einsatz noch geduldet, untersagt man uns notwendige Übungen vor Ort etwa am Hochstein. Allein im Debanttal gibt es elf Wegsperren mit elf Schlüsseln. Unser Zentralschlüssel im Notfall ist der Bolzenschneider.“
„Ich höre von diesen Problemen zum ersten Mal. Ich bin die höchste zuständige Instanz. Bitte sprechen Sie mit mir, wir werden Lösungen finden“, war Bezirkshauptfrau Olga Reisner von diesen Berichten überrascht. Heute Montag finden zu dem Thema erste Gespräche mit in der BH Lienz statt. (bcp)