Alles sehr brav bei Amy Macdonald im Gasometer
Die sympathische Schottin holte ihr verschobenes Konzert nach, war aber etwas zu konform.
Wien - Amy Macdonald hatte ihr Konzert Anfang Dezember in Wien wegen Erkrankung absagen müssen. Am Samstag holte die genesene Schottin den Auftritt im vollen Gasometer nach. Das Fazit des Abends lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: brav - was Darbietung, Musik und Publikum betraf. Es war mitunter regelrecht befremdend, wie die Menschen auf und vor der Bühne eine Einheit an zurückhaltender Höflichkeit bildeten.
Es performte eine überaus sympathische 25-jährigen Popsängerin, die ihrer Arbeit mit Leidenschaft nachgeht, aber zu selten das Gefühl vermittelte, aus sich herauszugehen, Hits wie „Mr. Rock & Roll“ oder „Don‘t Tell Me That It‘s Over“. Diese Lieder gehen gut ins Ohr, verbinden geschickt eingängige Melodien mit bissigen Beziehungsbetrachtungen einer jungen Dame. Leider brachte Amy Macdonald auch zahlreiche akustische Sedativa mit, die sich alle irgendwie ähnlich anhörten, gespielt von einer ebenso freundlichen wie unspektakulären Band.
Selten war es bei einem ausverkauften populärkulturellen Event in der Halle so ruhig wie Samstagabend unmittelbar vor dem ersten Ton - kein Fangegröle und kein Klatschen, kein nervöses Drängen. Erst nach Animationsgesten der Musiker wollte etwas mehr Stimmung aufkommen. Immerhin war Macdonald vom braven Händepaschen später so animiert, dass sie eine Saite zerriss, wie sie erzählte.
Mehr Abwechslung, weniger Konformität, mehr Ecken und Kanten wünscht man von der Bardin, damit sie langfristig nicht das Schicksal ihrer Lieblingsmannschaft, den in der Unterliga versenkten Rangers, teilen muss. Und mehr wirklich starke Stücke wie das herausragende „This Is The Life“, das im Endspurt einiges wettmachen könnte. Da plätscherte es plötzlich nicht mehr dahin. (APA)