Weltpolitik

Israel fürchtet dritte Intifada

Im Westjordanland kommt es zu Protesten gegen Israel und zu Zusammenstößen.

Tel Aviv –Der angebliche Foltertod eines palästinensischen Häftlings in einem israelischen Gefängnis hat die Lage im Westjordanland weiter angeheizt. Etwa 4500 palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen traten am Sonntag aus Protest in einen eintägigen Hungerstreik. Im Westjordanland gingen die gewalttätigen Proteste gegen die israelische Besatzung und für die Freilassung von Häftlingen weiter. Aus Furcht vor einem weiteren Palästinenseraufstand (Intifada) forderte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu den Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas auf, im Westjordanalnd für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Israelische Medien warnten vor Unruhen und berichteten von einem Alarmzustand.

Der Häftling Arafat Jaradat war nach offiziellen Angaben am Vortag in der Haftanstalt Megiddo in Nordisrael einem Herzinfarkt erlegen. Der palästinensische Chef-Pathologe Saber Alul, der einer Autopsie durch israelische Experten zugesehen hatte, erklärte jedoch, Jaradat sei an den Folgen „extremer Folter“ gestorben.

Der 30-jährige Familienvater war am 18. Februar festgenommen worden, weil er Steine auf israelische Zivilisten geworfen haben soll. Er sei zum Zeitpunkt seiner Festnahme nach Angaben seiner Familie bei guter Gesundheit gewesen, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Maan. Die Familie warf Israel nach Informationen der israelischen Zeitung Jediot Achronot vor, Jaradat sei an den Folgen von Folter oder harter Verhörmethoden gestorben.

Im Westjordanland kommt es seit Wochen zu wütenden Protesten von Palästinensern und zu Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften. Dabei wurden bis Ende der vergangenen Woche mehr als 100 Palästinenser verletzt. Die aktuellen Spannungen fallen mit dem Jahrestag des Hebron-Massakers zusammen. Heute vor 19 Jahren hat der israelische Offizier und Siedler Baruch Goldstein in einer Moschee in Hebron 29 Betende erschossen und mehr als 100 verletzt, bevor er selbst getötet wurde. (TT, dpa)

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