Libyen

Früherer Gaddafi-Gegner verlangt von London Entschuldigung

Während der sechs Jahre im libyschen Gefängnis soll Belhdj immer wieder gefoltert worden sein. (Symbolfoto)
© Reuters

Nachdem Belhadj und seine Frau 2004 von der CIA festgenommen worden waren, wurden sie nach Libyen ausgeliefert. Dort wurde er zu sechs Jahren Haft verurteilt.

Tripolis, London - Der frühere Gaddafi-Gegner Abdel Hakim (Abdelhakim) Belhadj, der Großbritannien Komplizenschaft bei seiner Auslieferung an das einstige libysche Regime vorwirft, hat der Regierung in London einen Einigungsvorschlag gemacht: Sollten sich die Verantwortlichen bei ihm entschuldigen und symbolisch den Betrag von einem Pfund zahlen, werde er auf weitere rechtliche Schritte verzichten, hieß es in einem Schreiben an die Regierung, das die Menschenrechtsgruppe „Reprieve“ am Sonntag veröffentlichte.

Belhadj und seine Frau wurden 2004 in Bangkok von CIA-Agenten festgenommen. Sie wurden nach Tripolis ausgeliefert, wo Belhadj zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt und nach eigenen Angaben regelmäßig gefoltert wurde. Belhadj wirft der britischen Regierung, dem ehemaligen Außenminister Jack Straw und dem ehemaligen Chef des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6, Mark Allen, vor, in seine illegale Auslieferung an Libyen damals verwickelt gewesen zu sein.

Libysche Geheimdienstunterlagen legen nahe, dass der Einsatz in Bangkok unter britischer Führung stand. „Das ist das Wenigste, was wir für euch tun können“, schrieb ein britischer Vertreter demnach an den damaligen Spionagechef des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi.

Nach Gaddafis Sturz 2011 wurde Belhadj Militärchef in Tripolis. In seinem Schreiben an Premierminister David Cameron, Straw und Allen schlägt er vor, im Gegenzug für eine Entschuldigung, das Eingeständnis der Verantwortlichkeit für den Vorfall sowie die symbolische Zahlung von jeweils einem Pfund auf weitere rechtliche Schritte zu verzichten.

Er wolle mit diesem Angebot auch in britischen Medien erhobenen Vorwürfen entgegentreten, er und seine Frau wollten sich in dem Verfahren bereichern. „Es entspricht der vollen Wahrheit, dass meine Frau und ich während unserer Verschleppung und in Libyen tiefes Leid erfahren haben“, schrieb Belhadj laut „Reprieve“. Sie seien in Großbritannien vor Gericht gezogen, „weil wir glauben, dass Ihre Gerichte für Gerechtigkeit sorgen können“.

„Reprieve“-Rechtsexpertin Cori Crider erklärte, Belhadj und seine Frau wollten lediglich eine Entschuldigung und eine Erklärung, wie es zu diesem Ablauf der Ereignisse kommen konnte. Es sei an der Zeit, die Absprachen des früheren Premierministers Tony Blair mit Gaddafi hinter sich zu lassen. „Und dies ist die perfekte Gelegenheit für David Cameron, dies zu tun.“ (APA/AFP)