Protest der Flüchtlinge geht im Kloster weiter
Kardinal Schönborn ist über den Auszug aus der Votivkirche und den „Sieg der Vernunft“ erfreut. Nun brauche es Verbesserung im Asylwesen.
Von Cornelia Ritzer
Wien –„Willkommen in unserem neuen Haus.“ Erleichterung ist zu spüren, als Flüchtlingssprecher Khan Adalat gestern die Journalisten im Servitenkloster begrüßt. Elf Wochen campierten er und seine Mitstreiter in der Votivkirche, am Wochenende übersiedelten sie. Noch schlafen die Männer auf Feldbetten im Keller, bald sollen sie in Zimmer in den oberen Geschoßen übersiedeln. Dann wird das Kellergewölbe zum „Ort der Begegnung“. Denn mit dem Auszug aus der Votivkirche sei der Protest der 63 Männer nicht zu Ende, stellt Adalat klar, man kämpfe weiterhin um mehr Rechte: „Das ist nicht das Ende des Protests, sondern eine neue Phase.“
Zwei, vielleicht drei Monate wollen die Flüchtlinge im Servitenkloster bleiben. Wenn sich bis dahin nichts an ihrer Situation geändert habe, wolle man aber „wieder raus“, an einen anderen öffentlichen Ort, erklärt Sprecher Mir Jahangir. „Wir haben mit dem Umzug einen großen Schritt gemacht“, sagt er „nun sollen die Behörden einen kleinen Schritt machen.“ Auf rasche Hilfe hoffen die Flüchtlinge vor allem für zwei Männer, die derzeit in Schubhaft sind. Einer sei im Hungerstreik, befinde sich in schlechter Verfassung. Vor allem auf Bundespräsident Heinz Fischer und Kardinal Christoph Schönborn, unter dessen Schutz die Flüchtlinge in der neuen Unterkunft stehen, konzentrieren sich die Appelle der Asylwerber. Und der Dank für die bisherige Unterstützung.
Schönborn, der derzeit in Rom an der Vorbereitung zur Wahl des neuen Papstes teilnimmt, hofft, „dass der freiwillige Auszug aus der Votivkirche ein Weg in einen konstruktiveren Dialog zwischen Betroffenen und Behörden ist“. Einen solchen Dialog unterstütze die Kirche. Nach Ansicht Schönborns soll es nun auch darum gehen, „konkret und konstruktiv das österreichische Flüchtlingswesen zu verbessern“.
Noch am Sonntag haben die Flüchtlinge ein Formular des Innenministeriums unterzeichnet, sie sind nun im Kloster gemeldet und verpflichten sich zur Mitwirkung an ihrem Asylverfahren. Damit gebe es keine Schubhaftgründe mehr, sagt Caritas-Geschäftsführer Klaus Schwerter: „Aus unserer Sicht kann damit die vom Ministerium zugesagte Einzelfallprüfung beginnen.“