Bodenseer fehlt Dampf bei Euregio
Tirol als Klassenbester im Studien-Vergleich mit Südtirol und Trentino. Zusammenarbeit ist noch deutlich ausbaufähig.
Von Markus Schramek
Sterzing –Halbherzig verläuft aus der Sicht von WK-Chef Jürgen Bodenseer die Umsetzung der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino. Das historische Tirol biete enorme Chancen, kulturell und wirtschaftlich. Um diese zu nutzen, benötige es ein engagiertes Team, das rund um die Uhr für diese Idee brenne. „Es genügt nicht, wenn irgendwo ein Büro steht“, meinte der WK-Chef gestern im Gespräch mit der TT. Der Stützpunkt der Euregio in Bozen müsse weitere Ressourcen erhalten. Benötigt werde eine personifizierte Lokomotive, um die Euregio voranzutreiben.
In welche Richtung diese Lok sich bewegen sollte, schlug Bodenseer gleich selbst vor. So könnten Firmen, wenn sie sich Euregio-übergreifend bewerben, bei öffentlichen Ausschreibungen bevorzugt werden. Außerdem schwebt Tirols WK-Chef eine gemeinsame Dachmarke vor, um Produkte aus den drei Ländern zu bewerben.
Bodenseer reagierte damit auf eine druckfrische Studie, die von den drei Wirtschaftskammern Südtirol, Trentino und Tirol gestern in Sterzing präsentiert wurde. Je 400 Unternehmen wurden in den drei Ländern über die Zusammenarbeit befragt. Das Ergebnis ist für Tirol schmeichelhaft. Ob Energiekosten oder die Verfügbarkeit von Fachkräften und Gewerbeflächen: Das Land diesseits des Brenners ist deutlich wettbewerbsfähiger als die beiden südlichen Euregio-Länder.
Für ein Drittel der Südtiroler Unternehmer ist Tirol folglich für ihre Tätigkeit „von sehr großer Bedeutung“. Die Gegenliebe ist weniger heftig: Für 15,4 Prozent der Tiroler Unternehmer ist Südtirol ein sehr wichtiger Markt.
Entwicklungsfähig ist die Achse Tirol-Trentino. Die Trentiner Firmen halten Tirol zu 13,7 Prozent für sehr wichtig, in die Gegenrichtung, von Tirol gen Süden, sehen das nur 6,3 Prozent der befragten Unternehmen so.
Michl Ebner, Chef der Handelskammer Bozen, fasste die Studie nüchtern-analytisch zusammen. Der Grenzbalken, obwohl faktisch längst verschwunden, sei immer noch in manchem Hirn verankert. Die Chancen des gemeinsamen Marktes würden nicht gesehen. Hinzu komme die sprachliche Barriere. Fehlendes Italienisch hier, mangelhaftes Deutsch dort. Die Sprache des Nachbarn zu lernen, sei dringend notwendig, schrieb Ebner den Bildungsexperten ins Stammbuch.