Frontradar bringt eine Mio. Euro
Dank scharfer Lenkerfotos werden auch deutsche Raser künftig zur Kasse gebeten.
Von Katharina Zierl
Innsbruck –Das hatten die deutschen Nachbarn vermutlich nicht auf dem Radar: Seit Jahresbeginn kommen sie bei Geschwindigkeitsübertretungen nicht mehr mit einem blauen Auge davon. Neue Frontradaranlagen auf der Inntalautobahn sollen dafür sorgen, dass die Raser sich einbremsen. „Bislang zahlten die meisten Deutschen bei Übertretungen nicht, weil die Vollstreckungsbehörden nur Radaranzeigen mit Foto akzeptieren“, erklärt Markus Widmann, Leiter der Landesverkehrsabteilung. Jetzt gibt‘s Bilder – „in hoher Qualität“, betont er.
Die erste Bilanz des neuen Frontradars liefert einen Einblick, wie viel an zusätzlichen Strafgeldern zu erwarten ist. Mehr als 2300 der 10.638 Geschwindigkeitsübertretungen fielen im Jänner auf deutsche Lenker – die TT berichtete. „Und wir gehen davon aus, dass die auch wirklich aufgrund des Fotobeweises zahlen“, sagt der Verkehrsexperte und stellvertretende Bezirkshauptmann von Schwaz, Wolfgang Löderle.
Geht man von einer durchschnittlichen Strafe von 35 Euro und davon aus, dass auch andere ausländische Raser künftig öfter zahlen, ist für das Jahr 2013 laut Hochrechnung insgesamt mit zusätzlichen Strafgeldern von rund einer Million Euro zu rechnen. Auch wenn man, wie Löderle betont, miteinrechnen müsse, „dass es saisonale Schwankungen gibt“. Ende März etwa würde die Flut an deutschen Lenkern auf der Inntalautobahn erfahrungsgemäß abflauen, im Sommer wieder zunehmen. Der Jänner sei jedenfalls ein „fulminanter Start“ gewesen. Wie hoch die Summe an Strafgeldern am Ende des Jahres sein wird, „kann man noch nicht genau sagen“, will der Verkehrsexperte keine Zahl nennen.
Dass die neuen Frontradargeräte aber „auf jeden Fall ein großer Vorteil sind“, steht für Löderle außer Frage. Aufgrund der Fotos könne man ausländische Raser viel besser nachverfolgen. Während Widmann und Löderle davon ausgehen, dass die deutschen Lenker künftig kein Schlupfloch mehr haben, bleibe die Vollstreckung in anderen Ländern nach wie vor schwierig. „Das scheitert oft an Sprachbarrieren und der Zusammenarbeit mit den Behörden“, sagt Löderle. „Dennoch gehe ich davon aus, dass zusätzliche Beweismittel bei der Vollstreckung in anderen Ländern dazu führen, dass mehr die Strafe zahlen“, erklärt Widmann.
„Insgesamt hoffe ich, dass die neuen Anlagen langfristig zu einem Rückgang an Geschwindigkeitsdelikten führen“, sagt Widmann. „Vor allem bei den Deutschen wird sich ja herumsprechen, dass sie nicht mehr einfach so davonkommen. Dann werden sich wohl mehr an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten“, sagt der Leiter der Verkehrsabteilung. „Ausreden wie die, dass die Fahrzeuglenker nicht mehr genau wüssten, wer gefahren ist, weil sich die Insassen abgewechselt hätten, gibt‘s jetzt jedenfalls nicht mehr.“