Wintersport

Schweizer Ski-Team angelt nach Trainern aus Österreich

Die erfolglose Alpin-Bilanz veranlasst den Schweizer Verband, nach neuen Trainern Ausschau zu halten. Kandidaten kommen aus Österreich oder haben österreichische Wurzeln – wie US-Alpinchef Patrick Riml.

Von Florian Madl

Innsbruck –Die magere Bilanz der einst dominierenden Ski-Nation Schweiz weckt Begehrlichkeiten. Österreichische Trainer stehen westlich vom Bodensee offensichtlich hoch im Kurs, das Headhunting blieb auch dem heimischen Skiverband (ÖSV) nicht verborgen: „Sie haben es probiert“, meint ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, auf die Avancen der Eidgenossen angesprochen. Der 71-Jährige findet es „interessant, dass sie nicht bei mir selbst angefragt haben“. Dem Lockruf werde allerdings kein heimischer Experte folgen, glaubt er.

Umso dringlicher erscheint im Gegenzug sein Wunsch nach einer neuen Vertragsklausel. Derzufolge können Verbandsabgänger ihr Wissen künftig nicht mehr ohne Hürden an die Konkurrenz weitergeben. Die Umsetzung dauere allerdings noch ein wenig: „Das bedarf einer rechtlichen Absicherung“, hält Schröcksnadel fest. Ein Fallbeispiel existiert bereits: So soll der norwegische Skiverband den österreichischen Skisprung-Trainer Alexander Stöckl mit einer Ablösesumme belegt haben – eine in Fußballerkreisen übliche Usance.

Mit Problemen dieser Art müssen sich die Schweizer Alpinen nicht herumschlagen – der Ruf nach einem Trainer-Import wird angesichts der bröckelnden Skigroßmacht immer lauter. Kandidaten?

Der Salzburger Toni Giger, im Österreichischen Skiverband (ÖSV) Chef der Entwicklungs- und Forschungsabteilung, wurde als Alpinchef gehandelt, das Dementi folgte auf dem Fuß. „Ich bin Österreicher. Ich habe 2010 eine Aufgabe übernommen und wir haben in dieser Zeit einiges angekurbelt, das ich gerne noch weiter anschieben möchte. Also kann man davon ausgehen, dass ich bleibe”, gab sich der 49-Jährige patriotisch.

Größere Chancen werden den Schweizern eingeräumt, wenn es um Patrick Riml geht. Der Ötztaler gilt als Favorit für die Besetzung des Schweizer Alpinchefs – eine Aufgabe, die der 42-Jährige augenblicklich in Amerika bekleidet. Nicht erst seit den Alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Schladming, wo das US-Team im Medaillenspiegel die Nase vorne hatten, stieg der Marktwert Rimls. Der, so glaubt der Schweizer Blick zu wissen, würde das auch gern machen. Allerdings verbindet ihn nach über einem Jahrzehnt in Übersee einiges mit den USA. Seine kanadische Frau, seine Tochter: „Die Schweiz reizt mich sehr, aber zuerst muss ich bei meiner Familie Überzeugungsarbeit leisten.“

Sein Salzburger US-Mitarbeiter Andi Evers ringt dem Vernehmen nach auch noch mit sich, der ehemalige Hermann-Maier-Coach wäre in der Schweiz der neue Abfahrtschef.