Champions League

Real-Coach Mourinho: „Bessere Mannschaft hat verloren“

„Wir haben den Sieg nicht verdient, aber so ist Fußball eben einmal“, sagte Jose Mourinho nach Reals 2:1-Sieg bei Manchester United im CL-Achtelfinale.

Manchester - Dutzende Tore hat Cristiano Ronaldo im Old Trafford bereits zelebriert, sein jüngster Treffer war ihm aber fast peinlich. Mit seinem Siegestor zum 2:1 beförderte der Portugiese in Diensten Real Madrids seinen Ex-Club Manchester United aus der Champions League. Während Spaniens seit Mittwoch 111-jähriger Rekordmeister weiter vom zehnten Titelgewinn in der Fußball-“Königsklasse“ träumen darf, herrschte bei den Engländern Katzenjammer.

Eine Rote Karte gegen Nani kippte das Achtelfinal-Rückspiel beim Stand von 1:0 für die Hausherren. Real antwortete mit zwei Toren, Buhmann für die englische Seite war wenig überraschend der türkische Schiedsrichter Cüneyt Cakir. Einen Maulkorb verpasste sich Sir Alex Ferguson, er ließ sich bei der obligatorischen Pressekonferenz entschuldigen. Uniteds Langzeittrainer sei wie der Rest der Mannschaft zu „verstört“, ließ Assistent Mike Phelan ausrichten.

Ferguson nicht in der Verfassung über Schiedsrichter zu sprechen

„Ich denke nicht, dass der Manager in der Verfassung ist, über die Entscheidung des Referees zu sprechen. Ich denke, es spricht Bände, dass ich hier sitze“, sagte Phelan. „Wir wurden alle Zeugen dieser Entscheidung, die zu diesem Zeitpunkt unglaublich war.“ Real-Trainer Jose Mourinho konnte sich in der Stunde des Sieges als Gentleman geben. Der Portugiese, vom 71-jährigen Ferguson bereits als ein potenzieller Nachfolger auserkoren, lobte den Gegner. „Die bessere Mannschaft hat verloren. Wir haben den Sieg nicht verdient, aber so ist Fußball eben einmal.“

Für ManUnited war es bis zur 56. Minute bestens gelaufen. Ein Eigentor von Sergio Ramos (48.) brachte die „Red Devils“ nach dem 1:1 im Hinspiel auf Aufstiegskurs, Real hing gegen taktisch bestens eingestellte Hausherren zu diesem Zeitpunkt in den Seilen. Eine ungestüme Attacke von Nani gegen den Brustkorb von Reals Alvaro Arbeloa leitete aber die Wende ein. Rot für den Portugiesen war die Folge, Ferguson stürmte nach der Entscheidung von Cakir heftig gestikulierend Richtung Outlinie. Die Befürchtungen des Schotten erfüllten sich kurz darauf.

Real stellt Spielgeschehen in Überzahl auf den Kopf

In Überzahl fand Real die Räume vor, und das Spielgeschehen auf den Kopf zu stellen. Der eingewechselte Luka Modric traf mit einem sehenswerten Distanzschuss nur zehn Minuten später zum Ausgleich, ehe Ronaldo drei Minuten später entscheidend nachlegte. Der schon im Hinspiel in Madrid erfolgreiche Heimkehrer drehte mit entschuldigenden Gesten vor den englischen Fans ab, die ihn an alter Wirkungsstätte freundlich empfangen hatten.

„Ich habe Respekt für die Zuneigung, die mir die Leute hier für viele Jahre gegeben haben. Das vergisst man nicht“, sagte Ronaldo, der von 2003 bis 2009 für Manchester spielte, im spanischen TV. Er habe sich innerlich über den nächsten Schritt zum anvisierten Finaleinzug gefreut, verriet der 28-Jährige, der im Old Trafford auch in seinem 18. Auftritt in der Champions League siegreich blieb. 17 Mal zuvor hatte er noch mit den heimischen Fans gejubelt.

Nach der quasi verlorenen Titelverteidigung in der spanischen Meisterschaft will Real die Saison am 25. Mai im Londoner Wembley-Stadion dennoch erfolgreich gestalten. Mit Erfolgen gegen den FC Barcelona in Meisterschaft und Cup sowie in Manchester binnen wenigen Tagen katapultierte sich Real jedenfalls in ein Hoch. „Das war eine unglaubliche Woche. Wir sind in guter Form, so kann es weitergehen“, erklärte Ronaldo. Sein bei Manchesters Sturmlauf im Finish unüberwindbarer Torhüter Diego Lopez ergänzte: „Das war eine Woche zum Einrahmen.“

Yellow Press: Rooney-Abschied für Ronaldo-Rückkehr?

Während Real jubelte, warf Manchesters Aus in England mehrere Fragen auf. Neben dem Rekordmeister droht auch Arsenal nach einem 1:3 in London gegen den FC Bayern München das Aus im Achtelfinale. Die Premier League würde im Viertelfinale der Champions League nur noch als Zuschauer fungieren. Weitaus intensiver beschäftigte vor allem die Yellow Press allerdings Wayne Rooney. Englands Teamstürmer wurde erst in der 71. Minute eingewechselt.

Ferguson hatte den Torjäger aus taktischen Überlegungen zunächst nur auf die Bank gesetzt. Als einzige Sturmspitze durfte Robin van Persie beginnen. Englands Gazetten sahen Rooney deshalb am Scheideweg. Wie vermutet wurde, könnte sein Verkauf auch die Rückkehr eines alten Bekannten ebnen. Cristiano Ronaldo winkte angesprochen auf diesbezügliche Spekulationen aber ab: „Im Moment bin ich sehr glücklich bei Real Madrid und will auch dort bleiben.“ (APA)