Qatar Airways steht trotz 787-Desaster zu Boeing
Boeing droht eine Flut von Schadenersatzklagen von den Fluggesellschaften, die den Dreamliner derzeit nicht einsetzen können.
Chicago – Die arabische Fluglinie Qatar Airways setzt trotz des weltweiten Flugverbots für den 787 Dreamliner weiter auf Boeings Prestigeflieger. „Ich bin zuversichtlich, dass die 787 bald wieder fliegen wird, aber das heißt nicht, dass ich keinen Schadenersatz verlangen werde“, sagte Qatar-Chef Akbar Al Baker am Mittwoch auf der Tourismusmesse ITB in Berlin. Die rapide expandierende Airline aus dem Golf-Emirat Katar zählt in ihrer Flotte von gut 120 Flugzeugen fünf 787 - weitere fünf stehen eigentlich noch dieses Jahr zur Auslieferung an.
Aus seiner Sicht habe Boeing keinen Fehler bei der Konstruktion des modernen Jets gemacht - die Batteriebrände seien „Einzelfälle“ gewesen, deren Ursache in wochenlangen Untersuchungen der Aufsichtsbehörden und des Herstellers noch nicht gefunden werden konnte. „Wenn die 787 wieder fliegt, bin ich der erste an Bord.“
Den 50 bisher ausgelieferten Langstreckenfliegern vom Typ 787 Dreamliner war im Jänner nach einer Pannenserie - darunter der Notlandung eines Dreamliners wegen eines Batteriebrands in Japan - die Starterlaubnis entzogen worden. Seitdem liefert Boeing keine Dreamliner mehr aus.
Als Konsequenz aus den Pannen verzichtet der europäische Boeing-Konkurrent Airbus bei den Batterien seines neuen Modell A350 auf den Einsatz der modernen Lithium-Ionen-Technologie. Das sei in kluger Schritt gewesen, sagte Al Bakar. Airbus habe aus seinen Fehlern beim A380 gelernt. Bei dem Riesen-Flieger waren leichtere Metallteile verbaut worden, um Gewicht zu sparen. Im Flugbetrieb traten später Risse in einigen Flügeln aus, die Reparaturen kosteten das europäische Unternehmen Millionen.
Boeing droht eine Flut von Schadenersatzklagen von den Fluggesellschaften, die den Dreamliner derzeit nicht einsetzen können. Die monatlichen Kosten des Flugverbots für Boeing sowie die Fluggesellschaften schätzen Experten auf rund 200 Mio. Dollar (153,4 Mio. Euro)
Qatar Airways fliegt in Deutschland Berlin, Frankfurt und München an. Größte Rivalen sind die ebenfalls stark expandierenden Fluglinien Emirates und Air-Berlin-Partner Etihad. (APA)