Web und Tech

Befreundet mit dem Chef

Immer mehr Firmen nutzen die Online-Plattform Facebook für die Unternehmenskommunikation, nur jeder Fünfzigste setzt den Boss auf die Freundesliste.

Von Susanne Meier

Innsbruck –Mehr als 2,5 Millionen Österreicher nutzen das größte soziale Internetnetzwerk „Facebook“, viele Unternehmen stehen aber einer Kommunikation über das Online-Portal eher kritisch gegenüber. Für Unternehmen gibt es vielfältige Wege, sich auf Facebook zu präsentieren: Sie haben die Möglichkeit, einfache Internetwerbeanzeigen zu schalten, oder können eine eigene Facebook-Seite gestalten, die dann von interessierten Facebook-Nutzern „geliked“ wird. Letzteres zeigt den Unternehmen, wie hoch ihr Bekannt- und Beliebtheitsgrad ist. „MPreis“ kann beispielsweise auf über 16.000 Likes verweisen, die Tiroler Sparkasse hingegen nur auf 674.

Darüber hinaus könnte das soziale Netzwerk auch für die interne Kommunikation genutzt werden. Dazu müssten die Arbeitnehmer und Vorgesetzten bei Facebook „befreundet“ oder in einer Gruppe organisiert sein. Eine Umfrage der Linzer Online-Jobbörse karriere.at ergab, dass lediglich zwei Prozent der heimischen Arbeitnehmer und acht Prozent der Vorgesetzten mit Kollegen auf dem sozialen Netzwerk befreundet sind.

27 Prozent der insgesamt 519 befragten Arbeitnehmer und 23 Prozent der 276 befragten Unternehmensvertreter gaben an, Privates strikt von beruflichen Angelegenheiten zu trennen. Da auf Facebook viel Persönliches preisgegeben wird, bleibt es für die meisten Nutzer eine Kommunikationsplattform für den Freizeitbereich. Knapp 20 Prozent der Arbeitnehmer und Arbeitgeber, die auf Facebook mit Kollegen in Kontakt stehen, sind vorsichtig bei dem, was sie von sich schreiben.

Intensive Facebook-Nutzer können ihre „Freunde“ auch in mehreren Kategorien organisieren. Damit haben etwa nur die engsten Freunde uneingeschränkten Zugang zum persönlichen Facebook-Profil.

Mittlerweile präsentieren sich auch immer mehr Tiroler Unternehmen auf Facebook: Bei Swarovski gibt es keine Regeln, die Mitarbeitern verbieten, Facebook-Freunde zu sein. Allerdings sei es dem Unternehmen wichtig, dass keine Swarovski-Facebook-Seiten von Mitarbeitern eingerichtet werden, heißt es auf TT-Anfrage. Facebook wird als externe Kommunikationsplattform genutzt.

Die internationale Swarovski-Facebook-Seite wird inzwischen von mehr als 3,1 Millionen Nutzern verfolgt. Für die interne Kommunikation wird Facebook nicht eingesetzt, dies sei auch für die Zukunft nicht geplant.

Etwas anders sieht es bei „innovia“ aus: Das Unternehmen, das Service und Beratung zur Chancengleichheit anbietet, ist zu großen Teilen über Facebook miteinander vernetzt. „Wir haben eine eigene Facebook-Seite, auf der mehrere Mitarbeiter im Namen von innovia posten“, führte Geschäftsführer Johannes Ungar aus. Er selbst ist mit einigen Angestellten bei Facebook befreundet, vorher wurde über diese Form der Kommunikation ausführlich diskutiert: „Jeder soll selbst entscheiden, was er weitergeben möchte.“

Ob zeitliche Belastung, Sorge über die Privatsphäre bei Facebook oder die strikte Trennung von Privatem und Job: Mitarbeiter und Vorgesetzte sind nach wie vor generell vorsichtig, ob und wie sie über Facebook miteinander kommunizieren. Wer kein Facebook-Profil besitzt, sollte aber nicht von Aktivitäten im Unternehmen ausgeschlossen sein.