Schulschwänzer: Eltern haften für ihre Kinder
Innsbruck – Nach heftigen Diskussionen im Vorfeld ist es nun fix. Die Regierung hat ihr Maßnahmenpaket zum Schulschwänzen im Ministerrat bes...
Innsbruck – Nach heftigen Diskussionen im Vorfeld ist es nun fix. Die Regierung hat ihr Maßnahmenpaket zum Schulschwänzen im Ministerrat beschlossen. Es soll am 1. September in Kraft treten.
Für den Umgang mit Schulschwänzern gibt es nun einen Stufenplan zur Einbindung von Lehrern, Beratern, Schulaufsicht und Jugendhilfe. Nutzen all diese Schritte nichts, müssen Eltern eine Verwaltungsstrafe bis zu 440 Euro und damit doppelt so viel wie bisher bezahlen. Künftig liegt dann eine Schulpflichtverletzung vor, wenn ein Schüler fünf Tage bzw. 30 Stunden pro Semester oder an drei aufeinanderfolgenden Tagen unentschuldigt fehlt.
Tirols Landesschulratspräsident Hans Lintner begrüßt das Paket als sehr ausgewogen. Er hält allerdings fest, dass „Schule schwänzen“ und „Schule schwänzen“ zwei Paar Stiefel für ihn seien. „Es ist ein Unterschied, ob Jugendliche einmal eine Stunde blaumachen, das hat jeder Schüler schon getan, auch ich, oder ob die Schule regelmäßig fast systematisch gemieden wird“, so Lintner. Die Bestrafung der Eltern als letzte Konsequenz hält er für gerechtfertigt. „Man muss das Bewusstsein der Erziehungsberechtigten dafür schärfen, dass der regelmäßige Schulbesuch den Kindern mehr Chancen für die Zukunft eröffnet.“ Wenn das Kind die Schule verweigere, gebe es eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten für die Eltern, um die Sprösslinge zur Vernunft zu bringen. Erziehungsberatung, Schulpsychologen und als erste Anlaufstelle die Schule. Allerdings müsse auch die Schulsozialarbeit ausgebaut werden, Lintner will den Bund diesbezüglich in die Pflicht nehmen. Derzeit gibt es diese Unterstützung nur in Jenbach, Imst und Innsbruck.
Andreas Ehlers vom Dachverband der Elternvereine für Pflichtschulen ist mit der Bestrafung der Eltern nicht einverstanden. Überhaupt lautet sein Credo: helfen statt strafen. Die Geldstrafen würden sozial schwache Familien treffen, für die das Auskommen sowieso schon problematisch sei. Ehlers kritisiert auch, dass manche Lehrer die Unterrichtszeit für Seminare nutzen und in den letzten 14 Tagen eine oftmals sinnlose Ausflugskultur herrsche. Die Schule müsse insgesamt attraktiver werden, so Ehlers.
Walter Meixner, Vorsitzender der Landesvertretung Pflichtschullehrer, hält den Stufenplan in der Praxis für untauglich. „Bis da etwas passiert, haben wir die Schüler verloren.“ Meixner tritt dafür ein, dass die Fehlstunden künftig wieder im Zeugnis aufscheinen. „So können sich auch die Lehrherren ein Bild über das Engagement des Jugendlichen machen.“ (pla)