An Geld und Männern fehlt es
Kindergärtnerinnen sollen mehr verdienen als ein Uni-Professor, fordert Querdenker Andreas Braun. Er steht damit alleine da.
Von Anita Heubacher
Innsbruck –Rund 80 Millionen Euro fließen heuer in die Kinderbetreuung. Von der Hälfte des Geldes wird Neues gebaut, der Rest geht für Personalkosten drauf. Kindergartenpädagoginnen werden von den Gemeinden bezahlt, das Land schießt nach einem Aufteilungsschlüssel zu.
Der ehemalige Chef der Kristallwelten und der Tirol Werbung Andreas Braun machte sich am Freitag zum Liebling aller Kindergartenpädagoginnen. Diese sollten mehr als ein Hochschulprofessor verdienen, sagte Braun. An seiner Seite saßen Landeshauptmann Günther Platter und Bildungslandesrätin Beate Palfrader in einem Kindergarten in der Reichenau.
Dieser gehört der Caritas, daher durften die ÖVP-Politiker darüber referieren, was sich in den letzten Jahren in Sachen Kinderbetreuung getan hat und was sich noch tun soll. In den nächsten fünf Jahren sollen zusätzliche 3000 Kinderbetreuungsplätze entstehen, erklärte Platter. Die Kinderbetreuung sei wie ein Puzzle, meinte Palfrader. Nur noch wenige Teile würden fehlen, um eine ganzjährige und ganztägige Betreuung in Tirol anbieten zu können.
Mehr Betreuungsplätze heißt laut ÖVP-Berechnung auch 500 zusätzliche Arbeitsplätze. Ein Kostenfaktor, der die Gemeinden beunruhigt, auch wenn die Kindergartenpädagoginnen meilenweit davon entfernt sind, wie ein Hochschulprofessor zu verdienen.
„Die Begeisterung über den Vorschlag von Andreas Braun hält sich in Grenzen“, meint Gemeindeverbandspräsident Ernst Schöpf (VP). Er fordert, dass das Land die Gemeinden stärker bei den Personalkosten unterstützt. Für eine Fachkraft und für eine Assistentin solle das Land den Gehalt zur Gänze bezahlen. Jede weitere Pädagogin oder Assistentin solle nach einem neuen Schlüssel abgerechnet werden. Das Kinderbetreuungsgesetz wird derzeit novelliert. Der Gemeindeverband hat seine Forderungen bereits deponiert.
Beate Palfrader will weniger über die Gehälter, aber mehr über die Qualität in der Betreuung sprechen. Sprachförderung tue nicht nur für Kinder mit Migrationshintergrund, sondern leider immer häufiger auch für einheimische Kinder not. Außerdem würden in der Betreuung dringend männliche Bezugspersonen gebraucht. Es fehlt im Kindergarten und in der Volksschule an Pädagogen.
Andreas Braun hat schon einmal an einem Bildungsleitbild mitgearbeitet. Vor 14 Jahren hatten sich Experten den Kopf zerbrochen. Das Papier erlitt ein häufiges Leitbildschicksal: Es wurde schubladisiert.