Natur

Tiroler Kirchenbasis hat große Erwartungen an neuen Papst

Mehr Rechte für die Frauen in der Kirche und für Laien, Priester sollen heiraten: Beim Kongress der Pfarrgemeinderäte herrschte Aufbruchsstimmung.

Von Michaela Spirk-Paulmichl

Innsbruck –„Aufbrechen“ lautete das Thema des Tages der Pfarrgemeinderäte und Pfarrkirchenräte gestern im Congress Innsbruck, zu dem 1300 Teilnehmer aus allen Teilen der Diözese gekommen waren. Der Kongress sollte das Miteinander stärken, Impulse geben, damit „sich alle gemeinsam in Bewegung setzen“, so der Aufruf von Bischof Manfred Scheuer.

Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Papstwahl forderten viele Teilnehmer einen Aufbruch auch außerhalb der Diözese. Der neue Papst solle die Zeichen der Zeit erkennen, meinte etwa Hans Hanser, Pfarrkoordinator und Mesner in der Pfarre Lavant in Osttirol. Den Forderungen der Pfarrerinitiative entsprechend sollten Frauen zu Führungspositionen zugelassen werden, der Zölibat nicht so streng gehandhabt werden. „Wir brauchen frischen Schwung! Einen Papst, der jünger ist, vielleicht aus Afrika oder Südamerika kommt.“

Einen Heiligen Vater, „der nicht mehr so konservativ ist, ein bisschen weltoffener“ wünscht sich Franz Baldauf von der Pfarre Sillian. Für die Sillianer Pfarrgemeinderätin Christine Fürhapter wäre es wichtig, dass das neue Oberhaupt die Probleme der katholischen Kirche in den Griff bekäme, ganz voran die sexuellen Übergriffe.

Peter Scheiring, Pfarrer in Telfs, erhofft sich einen „wirklichen Aufbruch, neue Zeiten“. Die Kirche müsse sich etwas ändern. So sollte sie mit den geschiedenen Wiederverheirateten barmherziger umgehen. Für Diakon Helmuth Zipperle, Arge Behindertenseelsorge, sollte der nächste Papst ein „pastoral feinfühliger Mann“ mit Weitblick, Gespür, Verständnis, Offenheit und Klarheit in allen Bereichen sein. „Einer, der hinschaut. Der sich heiklen Themen stellt.“ Es sei nicht nötig, alles aufzulösen, doch sollten Gesprächsprozesse eingeleitet werden.

Mehr Rechte und Anerkennung für die Laien, mehr Mitspracherechte für die Frauen: Das seien die Themen, derer sich der nächste Heilige Vater dringend annehmen sollte, sagt André Nardin, Pfarrkurator in Achenkirch. Auf alle Fälle aber sollte er den Kirchenproblemen der heutigen Zeit offener gegenüberstehen. So seien die Seelsorgeräume für viele Priester eine große Belastung. „Leicht wird er‘s sicher nicht haben“, meint Nardin. Dass Benedikt XVI. nicht mehr in der Lage war, sich der vielen drängenden Probleme anzunehmen, sei wohl ein Grund für dessen Rücktritt gewesen.

Und was erhoffen sich die Jungen vom neuen Papst? Frauen als Priesterinnen, Priester sollten heiraten dürfen, sagt Felix Tiefenbrunn, Jugendvertreter im Pfarrgemeinderat Stanz bei Landeck. Das Alter des neuen Pontifex sei nicht so wichtig. „Aber er sollte eine weltoffene Einstellung haben.“