Wirtschaftspolitik

Zypern bietet reichen Russen EU-Staatsbürgerschaft an

Anleger könnten ab einer Investition von drei Millionen Euro die zypriotische Staatsbürgerschaft erlangen, sagte der zypriotische Präsident Nikos Anastasiades. Bisher lag die Summe bei zehn Millionen Euro.

Limassol, Moskau - Russische und andere Unternehmer, die wegen der Zwangsabgabe auf Zypern mehr als drei Millionen Euro verloren haben, sollen die Staatsbürgerschaft der Inselrepublik erhalten. Dies kündigte der zypriotische Präsident Nikos Anastasiades am Sonntagabend bei einer Rede vor russischen Unternehmern in der zypriotischen Hafenstadt Limassol an.

Zypern will Ausländer mit gelockerten Bedingungen für eine Staatsbürgerschaft außerdem zu Investitionen in dem Euro-Krisenland bewegen. Anastasiades sagte laut Redetext, künftig könnten Anleger ab einer Investition von drei Millionen Euro die zypriotische Staatsbürgerschaft erlangen. Bisher lag die Summe bei zehn Millionen Euro.

Darüber hinaus denke die Regierung über weitere Investitionsanreize nach. Dazu zählten auch Steueranreize für bestehende oder neue Unternehmen, die Geschäfte auf Zypern tätigen.

Maßnahmen, um „Schaden für russische Business-Gemeinde“ zu begrenzen

Wie die Nachrichtenagentur dpa am Montag aus Regierungskreisen erfuhr, soll außerdem allen Ausländern die Staatsbürgerschaft gegeben werden, die auf Zypern Immobilien haben oder kaufen werden, deren Wert 15 Millionen Euro übertrifft. Die entsprechenden Erlässe für die Vergabe der Staatsbürgerschaft sollen an diesem Dienstag bei einer Sitzung des zypriotischen Ministerrates ausgegeben werden.

Seine Regierung arbeite an einer Reihe von Maßnahmen, um den „Schaden für die russische Business-Gemeinde“ zu begrenzen, so der Präsident in der zweitgrößten Stadt Zyperns, in der sich viele Russen niedergelassen haben und die deshalb den Spitznamen „Limassolgrad“ trägt.

Eine EU-Staatsbürgerschaft ist für viele Russen unter anderem wegen der für russische Staatsbürger geltenden Visa-Beschränkungen interessant. Analysten schätzten, dass russische Unternehmer und andere Bürger aus Osteuropa vor der Verhängung der Zwangsabgabe auf Geldeinlagen gut 30 Milliarden Euro in zypriotischen Banken hatten.

Laut Experten werde die Attraktivität für Anleger aus dem Ausland sinken

Die Eurostaaten und der Internationale Währungsfonds (IWF) hatten Zypern Ende März Notkredite in der Höhe von zehn Milliarden Euro zugesagt. Im Gegenzug muss das Land einen milliardenschweren Eigenbetrag unter anderem durch Steuererhöhungen und Sozialreformen aufbringen. Zudem werden Kundeneinlagen von über 100.000 Euro bei den zypriotischen Krisenbanken zur Sanierung des Staatsbudgets herangezogen.

Betroffen sind die beiden größten Banken Zyperns. Bei Geldeinlagen auf der Bank of Cyprus über 100.000 Euro können bis zu 60 Prozent verloren gehen. Noch schlimmer hat die Zwangsabgabe die Sparer der Laiki Bank getroffen. Die Bank wird zerschlagen und alle Spareinlagen über 100.000 Euro gehen an eine sogenannte Bad Bank und gelten damit für die Sparer als verloren.

Experten zufolge wird durch diese Maßnahmen die Attraktivität Zyperns für Anleger aus dem Ausland sinken und die Wirtschaft des Landes drastisch schrumpfen. (APA/Reuers/dpa/AFP)

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