Musik

Natur- und Lebenspanorama

Joseph Haydns „Die Jahreszeiten“ als die Summe aller Erfahrungen im Congress.

Innsbruck –Unter dem Eindruck von Haydns „Die Jahreszeiten“ mit dem Orchestre des Champs-Elysées und dem Collegium Vocale Gent unter der Leitung von Philippe Herreweghe kann man das Oratorium nur als Rückblick auf ein geniales Schaffen sowie als eine Hommage auf das Wunder Leben verstehen. Im Rahmen der Reihe Musik+ bescherte Herreweghe den Zuhörern einen jener Konzertabende, den man in die Kategorie „Das Beste, was ich je gehört habe“ einordnen wird.

Haydn war offensichtlich besonders herausgefordert, aus einem Libretto, das er als Topfen empfand, etwas Besonderes zu machen und ließ die Summe seiner Erfahrungen einfließen. Der Wort-Ton-Bezug erfährt eine neue Qualität, die bildhafte Musiksprache wird zur mitreißenden Größe.

So zog es unter Herreweghe in zweieinhalb Stunden vorüber, das reich erfüllte Leben, vom zarten Erwachen über das üppige Erblühen zur Ernte bis zum unabwendbaren Verblassen. Dem unvergleichlichen Facettenreichtum des Naturalismus gerecht werdend sowie Seelentiefen auslotend glänzte jeder Musiker einfühlsam im komplexen Gefüge des Kollektivs. Die Rollen der in der Mitte des Orchesters platzierten Solisten konnte man sich nicht besser besetzt vorstellen. Maximilian Schmitt verkörperte den jungen Bauer Lukas mit einer von grenzenloser Freude durchdrungenen Strahlkraft. Florian Boeschs ausgewogener, in der Tiefe voller, in der Höhe strahlender, Bariton wurde Haydns bildhafter Musiksprache in jeder Nuance gerecht. Christina Landshamer (Sopran) glänzte mit farblicher Finesse ebenso wie mit lebendiger Artikulation.

Der Chor, homogen, strahlend, brachte Haydns Natur- und Lebenspanorama so richtig zum Leuchten. (hau)

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