Wo Wölfe das Sagen haben und Daten auf Worte folgen
Im Rahmen des bundesweiten Schultheaterprojekts „Macht/Schule/Theater“ erobern auch in Tirol zwei ambitionierte Produktionen die Bühne.
Innsbruck, Hall –Im Jahr 2370 herrschen auf der Erde tierische Zustände – die Menschheit ist längst ausgestorben, stattdessen haben nun kluge Giraffen und coole Wölfe das Sagen. Doch die machen ihre Sache auch nicht viel besser als ihre zweibeinigen Vorgänger, weshalb sich eine außerirdische Delegation berufen fühlt, Ordnung ins animalische Kuddelmuddel zu bringen. Doch allzu leicht sind Konfliktfelder wie Gewalt, Mobbing und Rache nicht in den Griff zu bekommen – die Einsicht beider Streitparteien wäre gefragt. Und die Erkenntnis, dass man gemeinsam leichter zum Ziel kommt.
So viel zur Grundhandlung des Stücks „Von Wölfen, Giraffen und anderem Getier“, das am Freitag im Innsbrucker Westbahntheater Premiere feiert – Regie führt Konrad Hochgruber, auf und hinter der Bühne agieren knapp 70 Schüler, die im Rahmen des Projekts „Macht/Schule/Theater“ (siehe rechts) an einem gemeinsamen Strang ziehen. Und dabei erst einmal lernen mussten, aufeinander zuzugehen: Beim bundesweiten Schultheaterprojekt, das 2009 ins Leben gerufen wurde, werden nämlich stets Jugendliche zweier unterschiedlicher Schultypen zu einem Theaterteam zusammen geschweißt und von einer professionellen Bühne betreut. So treffen im Westbahntheater HAK- und HAS-Schüler aus Hall auf Altersgenossen der Höheren Land- und Forstwirtschaftsschule Kematen. „Bestimmte Vorurteile mussten da erst abgebaut werden“, erklärt Regisseur Hochgruber. Und setzt nach: „Aber es war schön zu beobachten, wie den Jugendlichen klar wurde, dass sie eigentlich gar nicht so unterschiedlich sind – und eigentlich dieselben Vorlieben und Probleme teilen.“
Eine ähnliche Erfahrung machte auch der deutsche Regisseur Philipp Jescheck, der mit seinem Team in den Endproben für die StromBomBoli-Produktion „Das Netzwerk“ steckt, die ab Samstag im Kulturlabor Stromboli über die Bühne geht – als Zusammenarbeit mit dem Franziskanergymnasium und der Polytechnischen Schule Hall. War es schwierig, die Jugendlichen einander näher zu bringen? „Wir leben noch“, lacht Jeschek. Und betont, wie „aufregend“ die Arbeit mit den Jugendlichen war, die sich im – mit Stefan Abermann erarbeiteten – Stück mit der Digitalisierung der Welt auseinandersetzen. Gezeigt wird eine Gesellschaft, in der Menschen keine Entscheidungen mehr treffen müssen, sondern von einem Netzwerk fernbestimmt werden – bis eine Hackergruppe ihnen die Augen öffnet. Das Schultheaterprojekt ist für Regisseur Jescheck ein Vorzeigemodell. „So etwas kenne ich aus Deutschland nicht“, erklärt er. Und wie ist’s um die Nervosität seiner Mimen bestellt? Jeschek: „Die sind ziemlich cool – noch.“ (fach)