Radsport

Härter, rauer, Bradley Wiggins

Mit dem britischen Rad-Star Bradley Wiggins (32) ist heute (9.30 Uhr) der aktuelle Tour-de-France-Sieger beim Start der Trentino-Rundfahrt in Lienz. Seine harte Vorbereitung soll heuer Früchte tragen.

Von Roman Stelzl

Lienz –All das Pompöse, glitzernd Schöne der großen, weiten Radwelt ist in ­Lienz angekommen – und der Mann, der an diesem Montag ganz vorne glitzert, das ist Bradley Wiggins. Der Tour-de-France-Sieger 2012, der Olympiasieger von London. Und die Galionsfigur eines blau-schwarzen Meers an Fahrzeugen, die die Parklücken der Osttiroler Stadt bis zum letzten Platz füllen.

Wiggins, schmächtige Arme, braun gebrannt von der Frühjahrssonne, ist das Aushängeschild der Trentino-Rundfahrt, die heute in Lienz startet. Seine Koteletten, die ihn 2012 berühmt gemacht haben, sind einem dünnen Flaum gewichen, sein Blick, oft versteckt hinter einer kantigen, schwarzen Sonnenbrille, ist entspannter. Doch sonst sei er immer noch ganz der Alte, wie er versichert. „Das Training ist gut gelaufen. Mein Ziel ist es, das Rennen zu gewinnen, aber das wollen andere auch“, blickte er auf die heutige erste Etappe voraus.

Sein Wintertraining habe er wegen des zusätzlichen Giro d’Italia im Mai umstellen müssen: „Ich habe härter gearbeitet. Wir haben auch das Rennprogramm geändert. Wir werden sehen, wie es passt.“

Für den Start in Lienz mussten die Veranstalter und Tourismus-Leute viel Geld in die Hand nehmen, damit sie die Bilder des britischen Rad-Stars in die Welt hinausschicken können. Etwa über den radfreundlichen Fernsehkanal Eurosport. Nach dem Grazer Stadtkriterium 2003 ist also wieder ein aktueller Tour-de-France-Sieger in Österreich. Damaliger Teilnehmer in der Steiermark: der mittlerweile gesperrte Lance Armstrong.

Das Thema Armstrong musste Wiggins an diesem Montag freilich auch noch beantworten. Das gehört zum Menü eines Rad-Stars dazu, Der 32-Jährige überging das Thema mäßig interessiert mit Schweigen. Ohne große Worte – zu sehr liegt der Vorfall in Erinnerung, als ihn ein Journalist im Vorjahr auf den gesperrten Armstrong ansprach. Und Wiggins ihn kurzerhand mit derben Schimpfwörtern vertrieb.

Bei den Fragen über die anstehende Tour de France 2013 konnte man dem Briten schon mehr Silben entlocken. „Natürlich wird es ein harter Kampf. Aber im Sport geht es ja nur darum, sich durchzusetzen“, meinte Wiggins. Und angesprochen auf die Kapitänsrolle bei Sky, die zwischen ihm und dem letztjährigen Tour-Zweiten Christopher Froome ausgeschnapst wird, gestand er: „Es war letztes Jahr sehr unangenehm. Die vielen negativen Schlagzeilen. In Italien ist das anders, da geht es viel mehr um den Rennsport. Das habe ich immer sehr geschätzt.“

Das Thema Froome und Wiggins wird aber noch weiter beschäftigen. Und laut Sky-Teamkollegen Bernhard Eisel ist das letzte Wort um die Kapitänsschleife noch lange nicht gesprochen – und der damit verbundenen besten Ausgangslage für den Sieg. „Jetzt kommt erst einmal der Giro, danach wird sich das Team zusammensetzen und entscheiden. Aber was die Kapitänsrolle bei Sky angeht, ist nichts entschieden“, meinte der 32-jährige Kärntner, der heute mit dem Rad zurück in seine Heimat Klagenfurt radeln wird. Für Eisel selbst ist ein Start in Frankreich kaum ein Thema, obwohl „erst eine Woche vor Rennbeginn“ die Würfel fallen. Wiggins will sich aber in dieser Saison freiwillig in den Dienst der Mannschaft stellen. Und Froome die Kapitänsbinde lassen.

Bei der Trentino-Rundfahrt bekommt es Wiggins mit harter Konkurrenz zu tun: Cadel Evans (Tour-Sieger 2011), Vincenzo Nibali, Ivan Basso und Michele Scarponi sagen der Sky-Galionsfigur ab heute den Kampf an.