Blumen statt Raketen: Drohungen zum Staatsfeiertag bleiben aus
Ein im Westen befürchteter Raketentest fand in Nordkorea nicht statt. Auch auf eine große Militärparade verzichtete das Regime.
Pjöngjang/Washington/Tokio - Nach den Drohungen der vergangenen Wochen hat Nordkorea den 101. Geburtstag des Staatsgründers Kim Il-sung am Montag ohne martialische Gesten begangen. Ein im Westen befürchteter demonstrativer Raketentest fand bis zum Abend (Ortszeit) nicht statt. Das Land verzichtete offenbar auch auf eine große Militärparade. In den staatlichen Massenmedien wurde der gegenwärtige Konflikt nicht erwähnt.
Südkorea schloss indes weitere Demonstrationen militärischer Stärke durch den Norden nicht aus. „Die Armee lässt in ihrer Wachsamkeit nicht nach“, erklärte das Verteidigungsministerium in Seoul. Nordkorea könne jederzeit eine neue Provokation starten.
Fest der Blumen
Der junge Machthaber Nordkoreas und Enkel des Staatsgründers, Kim Jong-un, zeigte sich am Montag erstmals seit Tagen wieder in der Öffentlichkeit. Er nahm im Kreise von Generälen und ranghohen Funktionären an einer Zeremonie zu Ehren seines Großvaters teil. In der Hauptstadt Pjöngjang wurde der Feiertag mit einem Fest der Blumen begangen. Aus dem Land geflohene Nordkoreaner berichteten unter Berufung auf ihre Familien dort, die Bevölkerung habe zum Feiertag Sonderrationen an Reis und anderen Lebensmitteln erhalten.
Kim Il-sung wurde 1912 geboren. Er führte den Staat seit dessen Gründung 1948 bis zu seinem Tod 1994 mit seiner eigenen Ideologie („Juche“), die zu einer weitgehenden Abschottung des Landes führte. Für die Nordkoreaner ist er der „ewige Präsident“. Ihm folgte sein Sohn Kim Jong-il, der 2011 starb. Seitdem steht dessen Sohn Kim Jong-un an der Spitze des Staates. Die jüngste Kriegsrhetorik Nordkoreas und die Drohungen gegen die USA, Japan und Südkorea sollen nach Ansicht vieler Experten vor allem seine Position als starker Machthaber zementieren und den Westen zu Zugeständnissen in Verhandlungen bringen.
USA und Japan signalisieren Gesprächsbereitschaft
US-Außenminister John Kerry bekräftigte auf seiner Reise in die Region, die USA seien zu Gesprächen über eine atomare Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel bereit. Solche Gespräche müssten aber ernsthaft und vertrauenswürdig sein. Zugleich sicherte er den Verbündeten Japan und Südkorea zu, die USA würden „alles Notwendige“ tun, um sie zu verteidigen.
Washington bleibe offen für „glaubwürdige und zuverlässige“ Verhandlungen, sagte Kerry am Montag in einer Rede in Tokio. Zugleich forderte er das kommunistische Regime in Pjöngjang auf, „bedeutungsvolle Schritte“ hin zu einer Denuklearisierung zu unternehmen.
Ähnlich äußerte sich auch die Regierung in Tokio. „Wenn Nordkorea beginnt, sich auf eine Denuklearisierung hinzubewegen, dann wird Japan das Fenster zum Dialog nicht schließen“, sagte Japans Regierungssprecher Yoshihide Suga.
Zuvor hatten Kerry und sein japanischer Amtskollege Fumio Kishida Pjöngjang aufgerufen, die 2009 ausgesetzten Verhandlungen mit China, den USA, Südkorea, Japan und Russland über ein Ende seines Atomprogramms wieder aufzunehmen. In einer Rede vor dem Institut für Technologie in Tokio begrüßte Kerry, dass China sich deutlich für eine Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel ausgesprochen habe. „Die Welt braucht nicht mehr Potenzial für Krieg“, sagte Kerry. (APA/Reuters/dpa)