Film und TV

Zerrüttete Menschen und Verhältnisse

Innsbruck – So ziemlich in der Mitte des Films besucht der ehemalige Polizist Billy Taggart (Mark Wahlberg) in New York die Uraufführung ein...

Innsbruck –So ziemlich in der Mitte des Films besucht der ehemalige Polizist Billy Taggart (Mark Wahlberg) in New York die Uraufführung eines Filmes, in dem seine Lebensgefährtin Natalie mitspielt. Während einer erotischen Szene sieht Billy Merkmale eines ihm bisher unbekannten naturalistischen Schauspiels, die ihn zum Alkohol drängen. Der ist wieder eine Schwäche des nunmehrigen Privatdetektivs und wenn im Beziehungsdrehbuch Sätze wie „Gib zu, du hast ihn gefickt“ auftauchen, gibt es auch schon nicht mehr viel zu sagen. Aber die Geschichte von Billy Taggart beginnt schon sieben Jahre früher.

Damals war Taggart noch ein Hoffnungsträger der New Yorker Polizei. In scheinbar gerechtem Zorn erschießt er einen Kleinkriminellen. Für den Polizeichef Colin Fairbanks (Jeffrey Wright) ist Taggart ein Mörder, für den Bürgermeister Nicolas Hostetler (Russell Crowe) ist er ein Held. Dagegen hat auch der Richter kein Argument. Sein weiteres Berufsleben verbringt Taggart in einem Büro, in dessen Liste der Vormieter wahrscheinlich der Name Sam Spade auftaucht und Regisseur Allen Hughes gibt sich Mühe, den Atem der Film-noir-Tradition aufzunehmen. Die Detektei ist kaum mehr als ein Inkasso­unternehmen.

Mit dem Anruf des Bürgermeisters, der sich gerade im Wahlkampf befindet, könnte der lang ersehnte Durchbruch gelingen. Aber es ist zuerst einmal ein schleimiger Auftrag, den Hostetler als Rückzahlung für die damalige Unterstützung erledigt wissen will. Seine Frau Cathleen (Catherine Zeta-Jones) scheint neue erotische Interessen zu verfolgen und Taggart tigert mit einer alten Olympus zur Spurensicherung los, nur scheint sich die Dame um die Verfolgung nicht zu scheren. Das ist natürlich für den biederen Detektiv mit dem Polizistenherzen ein Schock, da es sich bei Cathleens Liebhaber zudem um den Wahlkampfmanager von Hostetlers Konkurrenten um das Bürgermeisteramt handelt. Hostetler hat zwar die „gebrochene Stadt“ wieder aufgerichtet, aber die Chancen für den smarten Jack Valliant (Barry Pepper) stehen nicht schlecht.

Gebrochen, ruiniert und zerrüttet sind in „Broken City“ alle Menschen und Verhältnisse und natürlich leidet der Bürgermeister nicht unter der Untreue seiner Frau, Treue verlangt er nur von seinen Komplizen. Es geht um Geheimnisse, die Cathleen verraten könnte. Wenn er sagt, ich liebe diese Stadt, meint er vor allem die kostbaren Immobilien. Allerdings fehlt ihm wie dem Film der differenzierte Blick auf diese Stadt. (p. a.)

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