Suche abgebrochen

Lawine in Osttirol: Deutscher Tourengeher unter Schneemassen

Die Suche nach dem 30-jährigen Tourengeher wurde Dienstagfrüh wieder aufgenommen, musste am Vormittag aber aufgrund der angestiegenen Lawinengefahr erneut abgebrochen werden. Der Urlauber wurde am Montag kurz vor 17.30 Uhr von einer Nassschneelawine erfasst und vollständig verschüttet.

Prägraten – Vier deutsche Tourengeher stiegen am Montag von Prägraten Richtung Johannishütte auf. Am darauffolgenden Tag wollten sie den Großvenediger besteigen. Die Männer waren auf 1700 Metern Seehöhe unterwegs, als sie kurz vor 17.30 Uhr von einer Nassschneelawine erfasst wurden.

Einem Urlauber gelang es, sich hinter einem Felsen in Sicherheit zu bringen. Die drei anderen wurden bis in das Bachbett des Dorferbaches mitgerissen. „Von den Mitgerissenen wurde einer von der Nassschneelawine total, einer bis zum Hals und einer oberflächlich verschüttet“, heißt es im Polizeibericht.

Die teilweise Verschütteten konnten sich selbst befreien und suchten nach ihrem 30-jährigen Kollegen, der vermutlich sein Lawinensuchgerät nicht eingeschaltet hatte. Nachdem die Männer bald erkennen mussten, dass die Suche auf dem teilweise mehrere Meter hohen Lawinenkegel aussichtslos war und auch kein Handyempfang möglich war, fuhr ein Mann ins Tal und alarmierte die Leitstelle, teilte die Polizei mit.

Seit Montagabend suchten die Einsatzkräfte nach dem 30-Jährigen. Aufgrund der angestiegenen Lawinengefahr und der enormen Schneemassen - der Lawinenkegel sei bis zu zwölf Meter tief - musste die Suche am Dienstagvormittag abgebrochen werden. Die Lawine sei etwa 100 Meter lang, habe sich in zwei Kegel geteilt. Mit der eingesetzten Dampfsonde könne man bis zu einer Tiefe von 24 Meter suchen.

Durch Temperaturanstieg sei mit Selbstauslösungen zu rechnen

Über 30 Bergretter der Einsatzstellen Prägraten und Virgen, vier Lawinenhundeführer, drei Hubschrauber und elf Alpinpolizisten aus Lienz und Hermagor beteiligten sich an der großangelegten Suche nach dem verschütteten Deutschen. Die Suche musste am Montag um 20 Uhr aufgrund der Dunkelheit und Lawinengefahr im Einsatzgebiet unterbrochen werden. In den Morgenstunden wurde am Dienstag die Suche nach dem 30-Jährigen wieder aufgenommen. „Um halb sieben Uhr waren die ersten Mannschaften wieder vor Ort“, informierte Alpinist Günther Gasser am frühen Morgen.

Kurz zuvor war in der Nähe der Unglücksstelle eine weitere Lawine beobachtet worden, Personen wurden keine verschüttet. Die Suche nach dem Deutschen gestalte sich schwierig. Die Wetterverhältnisse seien gut, doch der Bereich sei aufgrund der Lawinengefahr „gefährlich“, so Gasser. Schließlich musste der Einsatz am Vormittag erneut abgebrochen werden. Durch den Temperaturanstieg sei mit Selbstauslösungen zu rechnen. Dann sei Regen vorhergesagt, „heute ist es definitiv vorbei“. Man würde sonst „wie in einer Mausefalle sitzen“, sagte der Osttiroler Bergrettungschef Peter Ladstätter.

Erhebliche Lawinengefahr in Tirol

Experten warnten am Dienstag erneut vor einer erheblichen Lawinengefahr (Stufe „3“ der fünfteiligen Skala) in Tirol. Sie verweisen auf einen raschen Temperaturanstieg im Tagesverlauf. Durch die eingeschränkte nächtliche Ausstrahlung weiche die Schneeoberfläche noch früher auf als in den vergangenen Tagen. Es sei daher bereits in den Vormittagsstunden mit Selbstauslösungen von nassen Lockerschneelawinen, Gleitschneelawinen sowie Schneebrettlawinen zu rechnen, hieß es.

Diese Lawinen könnten zum Teil bis zum Boden durchreißen und dann auch große Ausmaße erreichen. Vereinzelt könnten dabei exponierte Verkehrswege gefährdet werden. Skitouren und Variantenfahrten sollten daher unbedingt rechtzeitig beendet werden, rieten die Lawinenexperten. (tt.com, APA)