Weit unter Wert verkauft
Die Stimmung unter den Touristikern im Bezirk ist durchwachsen. Vor allem der Preiskampf ist ein großes Problem, ebenso der daraus resultierende Investitionsstau.
Von Harald Angerer
Kitzbühel –Zur Seite, nicht nach oben – so sei die Entwicklung der Nächtigungszahlen im heimischen Tourismus seit fast 20 Jahren. So sieht es zumindest Hotelier Christian Mühlberger vom Peternhof in Kössen. Die Situation des Tourismus im Bezirk sei eine schwierige. Mit dieser Aussage ließ er bei einer Podiumsdiskussion am Montagabend zum Thema „Tourismus ... der Fels in der Bandung?“ im Rasmushof in Kitzbühel aufhorchen.
Die Nächtigungen hätten sich vom Sommer auf den Winter verlagert, trotz dem fehlenden Anstieg bei den Nächtigungen seien Hotelbetten aus dem Boden geschossen und hätten ein Überangebot erzeugt. „In den vergangenen Jahren wurden 50.000 Privatbetten aufgelöst, aber keiner hat sich Gedanken gemacht, was mit diesen Gästen passiert“, sagt Mühlberger, im Gegenteil: Die 2- und 3-Sterne-Betriebe hätten am Markt vorbeiproduziert. Dem widerspricht Siegfried Egger, Fachgruppenobmann Tirol der Hotellerie. Die Betten sind nicht das Problem, es scheitert am mangelnden Selbstbewusstsein, was den Preis betrifft. Vor allem im Sommer verkaufen wir uns weit unter unserem Wert“, sagt Egger. Damit wird auf die kleineren Betriebe enormer Druck ausgeübt. Den spüren auch die Privatzimmervermieter. „Wenn einer um 25 Euro in einem 4-Sterne-Hotel buchen kann, wie sollen wir dann mit unseren Zimmern mithalten?“, fragt sich Maria Braito, Obfrau des Privatzimmerverbandes im Bezirk Kitzbühel.
Thema bei der Diskussion war auch die Abkehr vom Sommer- und Wintertourismus und den damit verbundenen Saisonen, hin zu einem ganzjährigen Angebot. Das unterstreicht auch Kitzbühels Tourismusverbandsobfrau Signe Reisch und Rasmusshof-Wirtin: „Wir haben schon vor einiger Zeit auf Ganzjahresbetrieb umgestellt, aber das ist nicht die Lösung für alle in ganz Tirol“, sagt Reisch. Auch würde es noch an ganzjähriger Infrastruktur mangeln. „Wir brauchen zum Beispiel eine Bahn, welche die Gäste das ganze Jahr auf den Berg bringt“, erklärt Reisch. Auch gab es einige Forderungen an die Landes- und Bundespolitik. So zum Beispiel die Einführung einer Stilllegungsprämie.